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Ostereier suchen

Wort zum Tage, 11.04.2023

Diakon Paul Lang, Amöneburg

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Das gehörte zu den Highlights an Ostern, als ich noch ein Kind war: Ostereier suchen im Garten meiner Großeltern. Mit kleinen Körbchen ausgestattet zogen wir Kinder los: Oft gab es sogar kleine Osternester für die bunten Eier. Und weil es zwei Großelternpaare gab, dazu Onkel und Tanten, zog sich der Spaß über Tage hin. Eier und Hasen als Hinweise auf Fruchtbarkeit und Leben: Das passt zum Frühling. Unübersehbar ist in der Natur alles im Aufbruch. Eine germanische Frühlingsgottheit namens Ostara halten viele Forscher für Spekulation. Doch viele Osterbräuche wirken heidnisch und urtümlich. Hasen, die Eier legen, dazu noch bunte; ein wenig seltsam alles.

Dabei hat das Eiersuchen Bezüge zum Christentum: Die Suche nach den versteckten Ostergaben erinnert an die Jünger Jesu. Am Ostersonntag kommen sie zum Grab, um den Gekreuzigten zu suchen. Aber sie finden ihn nicht. Er ist auferstanden! Kritiker bezweifeln, dass das der wahre Grund des Eiersuchens ist. Die falsche Begründung? Vielleicht. Dann aber zumindest gut erfunden, meine ich. Das nämlich, was die Evangelien über die Anhänger Jesu am Ostersonntag berichten, ist tatsächlich bemerkenswert.

Besonders gefällt mir Maria Magdalena. Sie, so berichtet der Evangelist Johannes, hält es überhaupt nicht mehr aus: Kaum ist der Sabbat vorbei, die Sonne noch nicht aufgegangen, eilt sie zum Grab Jesu. Dort herrscht Verwirrung: Der Stein vor dem Grab ist weg. Maria alarmiert Petrus und Johannes, kehrt mit ihnen zurück - und weint. Verzweiflung! Maria wendet sich ab. Da steht er vor ihr: Jesus, den sie nicht erkennt.

Er fragt sie: "Warum weinst du?" "Sie meint, es sei der Gärtner." Jedes Jahr an Ostern wundere ich mich über diesen Satz. Warum sieht sie in ihm den Gärtner? Warum nicht einen Passanten oder einen Angehörigen? Die Lösung findet sich ganz am Anfang der Bibel. "Gott, der Herr, legte in Eden einen Garten an und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte." Gott ist der Gärtner: Er ist der Schöpfer. Am Ort des Todes tritt er Maria gegenüber, der das Leben pflegt und gibt.

Da passiert das Wunder: Es liegt nicht im Blick der Augen, es geschieht über die Ohren, über die Stimme, ein Wort. Der Schöpfer, der Auferstandene sagt: "Maria..." – Maria kommt zum Glauben, zur Hoffnung, zum Leben durch dieses eine Wort. Marias Suche nach Jesus bekommt an Ostern eine unfassbare Wendung. Gut, dass sie sich auf den Weg gemacht hat. Ich wünsche allen solche Begeisterung, suchende Menschen zu sein und zu bleiben. Gut, wenn das Ostereiersuchen daran erinnert. – Frohe Ostern!

Über den Autor Paul Lang

Paul Lang, geboren 1963, unterrichtet als Lehrer Latein, kath. Religion und Musik. Er lebt und arbeitet in Amöneburg bei Marburg. Der promovierte Musikwissenschaftler wurde 2014 in Fulda zum Diakon geweiht. Neben seiner Tätigkeit in der Schule bedeutet das die Übernahme vielfältiger Aufgaben in der Seelsorge in der Region. In seiner Freizeit wirkt er in der Leitung von zwei Chören mit, spielt Orgel und ist gerne auf Reisen, am liebsten mit dem Rennrad.

Kontakt: paul.lang@bistum-fulda.de