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Wir Weltretter

Wort zum Tage, 11.10.2025

Frater Simon Hacker, Leipzig

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Und? Wann haben Sie das letzte Mal die Welt gerettet?

Nein, nein, ich spreche jetzt nicht von Szenarien, wie wir sie aus amerikanischen Filmen über Geheimagenten oder Superhelden kennen. Ich meine die etwas alltäglicheren, normaleren Varianten: Energie sparen, Müll vermeiden, einen Baum pflanzen, umweltschädliche Verhaltensweisen ändern. Also all das, was dafür sorgt, dass unsere direkte Umwelt, genau wie unser globales Ökosystem weiter bestehen können – Dinge, die auf lange Sicht das Überleben von Mensch und Natur sichern. Und machen wir uns nichts vor, lassen wir uns nicht einlullen: Die Zeit drängt, und das gewaltig.

Ich bin dankbar für jeden Menschen, der etwas in die Richtung tut, bin dankbar für jede Tat, die zum Erhalt der Ökologie beiträgt – ich versuche es selbst auch. Und gleichzeitig bekomme ich den Eindruck, dass wir doch ganz schön überfordert sind, die Welt zu retten. Hat dieser Anspruch, diese Idee, dieser Wunsch nach Weltrettung nicht an sich selbst etwas Anmaßendes und Überhebliches? Zeugt das nicht von genau jener Geisteshaltung, die uns erst in diese katastrophale Lage hineinmanövriert hat?

Es waren die Allmachtsphantasien, jene Hybris, die uns als Menschheit dazu gebracht haben, uns zur Krone der Schöpfung zu erklären – und den damit verbundenen Auftrag, zu hegen und zu pflegen, durch rücksichtsloses Ausbeuten und Umgestalten ersetzt haben. Es war der menschliche Machbarkeitswahn, der die Natur so weit ruiniert hat. Wenn wir uns jetzt zu angeblichen „Rettern“ dieser Natur aufschwingen – dann steht das in derselben kranken Logik, fürchte ich. Und wie sollten wir auch „retten“ können, was wir selbst kaum verstehen, was so groß ist, dass es wortwörtlich die ganze Welt umfasst?

Ich schlage Ihnen eine kleine, aber entscheidende Veränderung vor: Wir behalten unser Engagement um die Bewahrung der Schöpfung unbedingt bei und lassen nicht locker in unserer Mühe – aber mit einer anderen Haltung, mit etwas mehr Realismus und Demut: Ich will der Natur "dienen".

Wer statt zu "retten" dient, kann auch mit diesem Anspruch viel bewegen. Aber unsere Haltung wird sich verändern – und das scheint mir entscheidend: Wer dient, scheitert nicht so schnell, wird resilienter gegenüber Rückschlägen und Enttäuschungen; wer dient, kann sich einsetzen, auch wenn Zweifel bestehen, ob es letztlich Erfolg haben wird; wer dient, brauch sich nicht zu überheben; wer dient, bleibt ein Teil des Ganzen und schaut nicht von oben herab.

Also, liebe Hörerin, lieber Hörer, herzliche Einladung: Vielleicht können Sie die Welt nicht retten, aber Sie können ihr dienen.

Über den Autor Frater Simon Hacker

Kontakt: simon.hacker@dominikaner.de