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Rosenmontag mit Robert Gernhardt

Wort zum Tage, 12.02.2024

Beate Hirt, Frankfurt

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Rosenmontag ist heute, helau und alaaf allen, die feiern und Fastnacht und Karneval begehen! Ich bin so eine halbe Fastnachterin, zum Zug geh ich oft schon, Kreppel ess ich ganz gern, aber sonst mach ich mir nicht allzuviel aus den tollen Tagen. Dieses Jahr ist mir auch deswegen nicht so sehr zum Lachen, weil mich all die Krisen und Kriege doch ziemlich beschäftigen. Anderen, weiß ich, geht es ähnlich. Wie kann ich fröhlich sein angesichts der grässlichen Nachrichten- und Weltlage?

Andererseits: Humor kann eben auch helfen, die Welt zu ertragen. Witz und Komik tun manchmal gerade gut, wenn es mir und der Welt nicht gut geht. Mir ist vor kurzem mal wieder ein Band des großen komischen Dichters Robert Gernhardt in die Hände gefallen. Witzig sind seine Gedichte, auch böse und respektlos manchmal. Mich haben sie wieder zum Schmunzeln gebracht. Eines zum Beispiel, es heißt: "Gespräch mit dem Engel".  Von einem "Geräusch in der Luft" ist da die Rede, "wie von großen Maschinen". Was das ist? Der Engel verrät: "Das ist das Stöhnen Gottes beim Betrachten seiner Welten. Das heißt: Manchmal lacht er auch über sie. Aber selten."

Ja, denke ich mir, das trifft es wirklich momentan ganz gut: Gott stöhnt über seine Welt, vor allem über das, was der Mensch aus ihr gemacht hat. Aber es schwingt in diesem Stöhnen eben auch eine gehörige Portion Zuneigung mit, find ich. Trotz allem Schrecklichen: Gott liebt seine Welten. Gott kann ja gar nicht anders. Und Robert Gernhardt wohl auch nicht. Und auch mich bringen diese Zeilen dazu, zu seufzen und zu stöhnen über diese Welt – und zugleich daran festzuhalten, dass die Welt auch ihre guten Seiten hat. Sie ist sicher nicht die Beste aller Welten, aber sie hat das Potenzial, noch besser zu werden.

Über die Welt seufzen, lachen und klagen – und sie dabei nicht aufgeben. Das, find ich, geht gut mit Humor und an Fastnacht. Und auch mit der komischen Lyrik des Dichters Robert Gernhardt. Ein anderes Gedicht von ihm heißt "Schöpfer und Geschöpfe", und Zeilen aus ihm lauten so:

"Am siebenten Tag aber legte Gott die Hände in den Schoß und sprach:

Ich hab vielleicht was durchgemacht,

ich hab den Mensch, den Lurch gemacht,

sind beide schwer missraten.

...

Ich hab die Nacht, das Licht gemacht,

hab beide schlicht um schlicht gemacht,

mehr konnte ich nicht geben.

Ich hab das All, das Nichts gemacht,

ich fürchte, es hat nichts gebracht.

Naja. Man wird’s erleben."

Über die Autorin Beate Hirt

Beate Hirt ist Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt. Sie studierte katholische Theologie und Germanistik in Mainz und Paris. Danach war sie als Persönliche Referentin beim Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann tätig. Seit 2003 ist sie Rundfunkbeauftragte des HR. Sie schreibt und liest gern, am liebsten über Gott. Inspiration und Entspannung findet sie beim Joggen, Wandern und Singen.

Kontakt: info@kirche-im-hr.de und www.kirche-im-hr.de