Heute ist bundesweiter Probealarm-Tag. Um 11 Uhr werden in ganz Deutschland die Sirenen heulen, Warn-Apps aufleuchten, und Nachrichtensender werden eine besondere Durchsage machen. Für viele von uns wird das nur eine kurze Unterbrechung im Alltag sein. Ein Moment des Erschreckens vielleicht, gefolgt von der Erleichterung: "Ach ja, Probealarm!" Da der Alarm nicht "echt" ist, wenden wir uns schnell wieder anderen Dingen zu.
Doch dieser Probealarm ist weit mehr als nur ein technischer Test. Es ist die Nagelprobe unseres Warnsystems im Krisenfall. Wenn Sirenen im Ernstfall versagen, könnte Hilfe zu spät kommen. Doch funktionierende Technik allein reicht nicht aus. Viel wichtiger ist, dass Hilfs- und Rettungskräfte vorbereitet sind, dass sie regelmäßig üben. Der Ernstfall duldet keine Unsicherheit.
Ich habe großen Respekt vor den Einsatzkräften – besonders, seit mein Sohn bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv ist. Mehr als 90 Prozent der Feuerwehrleute in Deutschland sind ehrenamtlich tätig. Auch die vielen Freiwilligen im Technischen Hilfswerk spenden unzählige Stunden ihrer Freizeit, um im Ernstfall helfen zu können.
Neben Respekt und Dankbarkeit bringt mich der heutige Probealarm-Tag aber auch ins Nachdenken: "Bin ich selbst auf die Ernstfälle des Lebens vorbereitet? Auf schwierige Momente, auf Krisen und Herausforderungen? Wie steht es um meine persönliche 'Ausrüstung'?"
Ich frage mich, wer auf meiner Liste der Nothelferinnen und Nothelfer steht. Wen könnte ich im Ernstfall um Hilfe bitten? Erleichtert stelle ich fest, dass es Menschen gibt, die bedingungslos für mich da wären. Da ist die Freundin, die mich mitten in der Nacht vor einer Operation getröstet hat. Mein ehemaliger Pfarrer, der auch im Ruhestand immer ein offenes Ohr hat. Und da ist die Nachbarin, die ohne zu zögern unsere Katze versorgt, wenn wir plötzlich verreisen müssen.
Doch wann habe ich ihnen das letzte Mal gesagt, wie wichtig sie mir sind? Dass ich auch für sie da wäre, nicht nur im Notfall? Der Probealarm-Tag lässt mich auch fragen: Und wie steht es bei mir selbst? Wüsste ich mich zu retten, wenn es hart auf hart kommt? Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht. Vorbereitung hat ihre Grenzen.
Aber eines weiß ich: Gott hat mich von Anfang an gut ausgerüstet. Alles, was ich brauche, ist in mir – für die guten wie für die schwierigen Zeiten. Und dort, wo meine eigenen Kräfte nicht ausreichen, vertraue ich auf Gottes Zusage durch den Propheten Jesaja: "Fürchte dich nicht, ich bin bei dir… ich stärke dich, ich halte dich fest durch meine gerechte Hand." (Jes 41, 10)