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Traumzucker

Wort zum Tage, 13.04.2024

Elisabeth Schwope, Dresden

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Morgens ist eine wichtige Frage in unserer Familie: "Hast du etwas Schönes geträumt?" Manchmal kann sich niemand mehr erinnern, einige Male kommt auch ein Alptraum vor. Aber meistens erzählen wir uns kurze, manchmal auch witzige Episoden, die wir nachts "erlebt" haben. Unsere Träume sind wichtig. Wahrscheinlich hat unsere Jüngste daher auch ein neues Wort geprägt. Sie isst nämlich nicht etwa Traubenzucker, sondern am liebsten Traumzucker!

Irgendwie passt das ja auch gut. Wie oft wünscht man sich abends "süße" oder schöne Träume. Wenn das mit dem Traumzucker vielleicht sogar tagsüber klappt…würden wohl viele Menschen sehr viel davon zu sich nehmen. Würde ich allerdings tagsüber anfangen zu träumen – dann wäre wohl der Ärger vorprogrammiert. Zwar erscheint mir der Spruch “Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum” recht geläufig. Dennoch haben Träume keinen Platz in der Vorstellung von effektiven Arbeitsabläufen. 

Von einem sehr bekannten Tag-Träumer kann ich in der Bibel im ersten Buch lesen: Jakob hatte einen besonderen Traum, denn dieser Jakob war abgehauen. Er hatte sich den Erbteil seines Bruders erschlichen und musste fliehen. Sein Bruder war nicht nur stinksauer, er trachtete Jakob nach dem Leben. Jetzt im Exil hat Jakob Zeit zum Nachdenken und muss sich eingestehen: Er ist ein Betrüger. Und Betrug ist nicht gut. Er ist müde vom langen Weg, von so vielen Gedanken und von seiner unsicheren Zukunft. Er legt sich auf einen Stein und schläft einfach ein. Dann hat er im Traum ein Gespräch mit Gott! Er sieht vor sich eine lange Leiter zum Himmel hinauf. Auf der Leiter gibt es Engel als Boten Gottes, die zwischen den Gesprächspartnern vermitteln. Sie symbolisieren eine enge und vertraute Beziehung zwischen Himmel und Erde. Gott öffnet den Himmel, auch für den schuldig gewordenen Jakob. Er segnet ihn, und das Vergangene soll nicht die Zukunft bestimmen.

Eine Kleinigkeit kommt mir dabei in den Sinn: Ich bin auch gern eine Tag-Träumerin. Auch auf Arbeit, mitten am Tag. Um ausgetretene Wege neu zu denken. Manchmal braucht es neue Ideen, Träume und Visionen. Auch gerade in meiner katholischen Kirche will ich mich nicht mit dem "Das war schon immer so" zufriedengeben. Für mich heißt es da viel lieber: Träume wahr werden lassen, statt nur zu meckern. Und vielleicht verteile ich heute mal ein paar Traumzucker. Damit noch mehr Menschen mit mir träumen und Visionen lebendig werden können.

Über die Autorin Elisabeth Schwope

Geboren 02.08.1990 in Löbau /Sachsen, aufgewachsen in der Oberlausitz, heute wohnhaft in Dresden, verheiratet, zwei Kinder.

2009 – 10 nach dem Abitur Freiwilliges Soziales Jahr in Zittau

2010 – 13 Studium der Religionspädagogik in Freiburg/Breisgau

2013 – 14 Berufspraktisches Jahr in Zwickau

2014 – 2017 Schulseelsorgerin am Bischöflichen Maria-Montessori-Schulzentrum in Leipzig

2014 –2016 Gemeindeassistentin in Leipzig-Grünau

ab 2016 Gemeindereferentin in Leipzig Nord

Herbst 2017 – Herbst 2021 in Elternzeit

Seit 2021 Gemeindereferentin in Dresden, Pfarrei Selige Märtyrer vom Münchner Platz

Kontakt: elisabeth.schwope@pfarrei-bddmei.de