Newsletter

Drei Wünsche frei

Wort zum Tage, 14.01.2025

Michael Kinnen, Berlin

Beitrag anhören

Wenn heute die berühmte Fee käme – und ich plötzlich drei Wünsche frei hätte. Was wäre das wohl? Gesundheit – Geld – Genuss? Oder Frieden – Freiheit und Freizeit? Drei Wünsche frei. Da müsste ich erstmal nachdenken. Ich will die drei Wünsche ja nicht sinnlos vergeben. Es gibt viele Geschichten dazu. Was wohl eine kluge Wahl wäre. Wie man aus den drei Wünschen dann noch mehr machen könnte. Und wie sich törichte Leute leichtfertig um die drei Wünsche bringen. Gut, dass das so nur im Märchen geschieht und man daraus lernen kann. Denn die gute Fee wird so vermutlich heute nicht kommen. Aber es gibt ja auch noch andere Möglichkeiten. Und das, wofür die sprichwörtlich-sagenhafte Fee steht, ist ja auch eine tiefe Sehnsucht in jedem und jeder. Dass ich drei himmlische Wünsche frei hätte: Das wär' was!

Mir gefällt schon seit einiger Zeit ein spanisches Lied. Übersetzt heißt es: "Nur darum bitte ich Gott ..." – Solo le pido a Dios. "Ich bitte Gott nur darum, dass der Schmerz mir nicht gleichgültig sein wird", heißt es da in der ersten Strophe; "dass mich der trockene Tod nicht leer und allein findet, ohne genug getan zu haben". Und auch die folgenden Strophen wiederholen den Wunsch mit leichter Variation: "Ich bitte Gott nur darum, dass das Ungerechte mir nicht gleichgültig sein wird“, „dass der Krieg mir nicht gleichgültig sein wird". "Ich bitte Gott nur darum, dass die Zukunft mir nicht gleichgültig sein wird."

Vielleicht sind das nicht die Wünsche, die mir direkt einfallen würden. Aber ich finde, sie bringen das auf den Punkt, wofür die drei Wünsche gut eingesetzt werden könnten: Nicht, dass mir alles in den Schoß fällt, sondern dass ich nicht gleichgültig werde, nicht abstumpfe, interessiert bleibe und verletzbar; erschütterbar und berührbar. Dass manches mir etwas wert ist und bleibt. Eben nicht gleichgültig.

Das Lied ist etwa so alt wie ich. Es ist als Protestlied gegen soziale Ungerechtigkeit in Argentinien entstanden. Papst Franziskus, ein Argentinier, hat es auch im Vatikan immer wieder gehört, wenn Landsleute zu Besuch waren. Von ihm stammt auch der Satz, dass die "Verführung zur Gleichgültigkeit" eine der hässlichsten Krankheiten ist, auch in der Kirche. Wenn einem die Menschen um einen herum egal werden, am Ende auch das eigene Leben egal wird. Wenn man für nichts mehr brennt, sich für nichts mehr begeistern kann und der eigene Horizont immer enger wird und nur noch platte Parolen den Alltag bestimmen – man nur noch um sich selbst kreist. Was wäre das für eine triste Aussicht.

Dass mich nicht die Gleichgültigkeit packt. Nur darum bitte ich Gott ...  

Über den Autor Michael Kinnen

Michael Kinnen, Jahrgang 1977, studierte Theologie in Trier, Frankfurt und Mainz. Er absolvierte die studienbegleitende Journalistenausbildung an der katholischen Journalistenschule in München und ist seit 1998 für verschiedene Programme der Kirche im Radio "auf Sendung". Zum Thema "Gott in Einsdreißig - Fides et 'Radio'" promovierte er an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt zum Verkündigungsauftrag der Katholischen Kirche im Privatfunk. Berufliche Stationen führten ihn von Mainz über Berlin nach Trier. Michael Kinnen ist verheiratet und Vater einer Tochter.

Kontakt: info@radiopredigt.de