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Aschermittwoch und Valentin

Wort zum Tage, 14.02.2024

Beate Hirt, Frankfurt

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"Der Gedenktag des heiligen Valentin entfällt in diesem Jahr." So steht es in meinem kirchlichen Kalender. Aschermittwoch schlägt dieses Jahr den Valentin. Trotzdem wird der Valentinstag vermutlich von vielen Menschen begangen, mit Blumen, kleinen Geschenken oder einem romantischen Abendessen. Und ich finde:  Aschermittwoch und Valentin passen besser zusammen, als man das auf den ersten Blick vielleicht meinen würde.

Natürlich gibt’s da erst mal Gegensätzliches: Der Aschermittwoch ist traditionell ein Fasten- und Abstinenztag. Früher soll es sogar Leute gegeben haben, die nicht nur aufs Essen, sondern auch auf Sex verzichteten. Mit dem Valentinstag dagegen verbindet sich eher Überschwang und Überfluss, die Fülle von Liebe und Leben.

Andererseits: Auch Aschermittwoch und die christliche Fastenzeit, die heute beginnt, haben viel mit Liebe und Leben zu tun. Mit gutem Leben. In den 40 Tagen bis Ostern geht es nicht in erster Linie um Verzicht und Selbstoptimierung. Auch, wenn viele die Fastenzeit vor allem damit verbinden. Eigentlich geht es auch in dieser Zeit bis Ostern vor allem: um die Liebe. Nicht nur die partnerschaftliche natürlich. Es geht um die Liebe zum Nächsten, zu Gott, die Liebe zu mir selbst. Es geht darum, liebevoller mit allen umzugehen.

In der Bibel ist dazu einiges zu lesen. Schon die hebräische Bibel, das Alte Testament macht klar: Fasten bedeutet nicht in erster Linie: weniger essen. Fasten hat vor allem mit Liebe und Gerechtigkeit zu tun. Beim Propheten Jesaja heißt es zum Beispiel: "Das ist ein Fasten, wie ich es liebe: Die Fesseln des Unrechts zu lösen, den Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen." (Jesaja 58,5-7) Weniger essen, das ist in der christlichen Fastenzeit kein Selbstzweck, es hat ein Ziel, wie übrigens in anderen Fastenzeiten, im Ramadan etwa, auch: Das, was ich an Geld und Essen spare, das kann und soll ich den Armen und Hungrigen zukommen lassen. Es geht beim Fasten um Gerechtigkeit und Nächstenliebe.

Für mich passen deshalb Valentinstag und Aschermittwoch eigentlich doch ganz gut zusammen: An beiden Tagen steht die Liebe im Mittelpunkt. Also werd ich sie heute feiern, die Liebe. In unterschiedlicher Weise. Ich werde geliebten Menschen Blumen schenken oder eine andere Kleinigkeit. Und hungrigen Menschen will ich Brot oder Geld schenken. Ich werde etwas überweisen an die Fastenaktion von Misereor, dem katholischen Hilfswerk. Damit teile ich nicht nur mein Brot mit den Hungrigen. Die christlichen Hilfswerke setzen sich auch konsequent und politisch dafür ein, dass diese Welt gerechter wird. "Die Fesseln des Unrechts zu lösen." Vielleicht mach ich das heute auch dadurch, dass ich im Internet endlich ein paar Petitionen unterschreibe, die mir wichtig sind und die sich für mehr Gerechtigkeit auf dieser Welt einsetzen.

Die Liebe soll heute im Mittelpunkt stehen, und zwar am Aschermittwoch genauso wie am Valentinstag.

Über die Autorin Beate Hirt

Beate Hirt ist Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt. Sie studierte katholische Theologie und Germanistik in Mainz und Paris. Danach war sie als Persönliche Referentin beim Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann tätig. Seit 2003 ist sie Rundfunkbeauftragte des HR. Sie schreibt und liest gern, am liebsten über Gott. Inspiration und Entspannung findet sie beim Joggen, Wandern und Singen.

Kontakt: info@kirche-im-hr.de und www.kirche-im-hr.de