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Fastenzeit 2023

Wort zum Tage, 15.03.2023

Christopher Hoffmann, Neuwied

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Anke Engelke ist ja eher für ihre witzige Seite bekannt. Und auch mich bringt sie regelmäßig zum Lachen. Aber für die Komikerin ist bei einem Thema Schluss mit lustig: wenn Mensch und Natur ausgebeutet werden. Sie setzt sich seit vielen Jahren für den fairen Handel ein und wenn sie in anderen Städten als ihrer Heimatstadt Köln dreht, geht sie zuerst zum lokalen Weltladen. Sie sagt: So konsequent wie möglich einzukaufen und zu leben. Das kann jede und jeder.

Was Anke Engelke macht, das habe ich mir für die gerade laufende Fastenzeit auch vorgenommen: mehr fair gehandelte Produkte kaufen. Komplett auf Schokolade oder Kaffee verzichten, wie viele das in der Fastenzeit machen, das schaffe ich nicht. Ich habe mir aber vorgenommen, wenn schon Schokolade, dann lieber ein fairer Riegel, der etwas mehr kostet und dafür auch dem Produzenten sein täglich Brot ermöglicht, als Massenware ohne Menschenwürde.

Ein Blick in die Bibel zeigt mir, dass diese Fastenidee schon viele tausend Jahre alt ist. Denn da beschreibt der Prophet Jesaja wie ein Fasten aussieht, das Gott gefällt: "Das ist ein Fasten, wie ich es liebe: die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, die Versklavten freizulassen, an die Hungrigen dein Brot auszuteilen. Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte." (vgl. Jes 58)

Fastenzeit 2023: Das bedeutet für mich, die Augen und Ohren aufzumachen und mich zu fragen: Was kann ich zu einer gerechteren Welt beitragen? Einer Welt, in der Millionen Heranwachsende noch immer versklavt werden, um in ausbeuterischer Kinderarbeit Produkte für unseren westlichen Markt herzustellen. Einer Welt, in der alle 13 Sekunden ein Kind an Hunger stirbt und weltweit jeder zehnte Mensch unter chronischem Hunger leidet – obwohl es genug Nahrung für alle gibt. Einer Welt, in der so viele unter dem Joch von Menschenrechtsverletzungen, Kriegen und Naturkatastrophen leiden – in der Ukraine, im Erdbebengebiet in der Türkei und in Syrien, im Irak, im Iran oder in Afghanistan.

Der Glaube an einen Gott, der in Jesus Christus auch selbst Leid erfahren hat und von dem ich deshalb glaube, dass er auch die Menschen in ihrem Leid nicht verlässt, dieser Gott gibt mir Kraft, Augen und Ohren nicht zuzumachen. Nicht zu resignieren oder abzustumpfen. Und in jedem Leidenden Christus selbst zu erkennen.

Ich glaube: Diese Menschen durch Spenden, politisches Engagement für eine gerechtere Welt und den Kauf von fairen Produkten zu unterstützen, ist ein Fasten, das Gott heute gefällt. Deshalb: Mein Eine-Welt-Laden um die Ecke hat noch viel mehr zu bieten als Kaffee oder Schokolade. Und Anke Engelke hat mich daran erinnert – Danke Anke!

Über den Autor Christopher Hoffmann

Christopher Hoffmann, geboren 1985 im Hunsrück, ist Pastoralreferent und Rundfunkbeauftragter bei der Katholischen Rundfunkarbeit am SWR.  Nach dem Studium der Theologie in Trier und Freiburg und der Seelsorgeausbildung im Rheinland ist er aktuell in der Pastoral für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Raum Neuwied aktiv. Seine journalistische Ausbildung absolvierte er am ifp in München. In seiner Freizeit liebt er Musik und singt seit vielen Jahren in verschiedenen Bands und Chören.

Kontakt: christopher.hoffmann@bistum-trier.de