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Glückauf!

Wort zum Tage, 16.01.2025

Michael Kinnen, Berlin

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"Glückauf - der Steiger kommt!" – Das traditionelle "Steigerlied" ist immaterielles Weltkulturerbe. Kult ist es schon lange. Glückauf! Das ist eine richtige Hymne. Das Steigerlied wird gesungen, wenn Bergleute frohe Feste feiern. Oder den Abschied vom Bergbau. Oder Gottesdienste zu Ehren der Heiligen Barbara, der Patronin der Bergleute: Glückauf!

Ich benutze das gerne als Gruß, auch wenn ich zwar Saarländer bin, aber selbst keine Bergmannstradition in der Familie habe. In Mails schreibe ich dann manchmal ganz bewusst nicht "Mit freundlichen Grüßen" sondern "Glückauf!". Weil ich das mehr als eine Floskel finde: Glückauf steht in den beiden Wortteilen von "Glück" und "auf" für eine glückliche Ausfahrt aus dem Grubenstollen nach der Schicht. Dass kein Unfall oder Unglück passiert und alle wieder heil rauskommen. Glückauf, das ist darüber hinaus aber auch ein guter Wunsch, ein Glück-Wunsch, dass sich gute neue Wege auftun im Leben. Und die Hoffnung, dass es aufwärts geht: Glückauf!

"Und er hat sein helles Licht bei der Nacht schon angezünd't", heißt es in einer Strophe des Liedes weiter. Es gibt Licht im Dunkel. Es ist nicht alles hoffnungslos. Das kleine Bergmannslicht am Helm oder früher in der Laterne ist zunächst natürlich Arbeitsmittel und gibt Sicherheit. Aber dass da jemand ein helles Licht bei der Nacht anzündet, steht im übertragenen Sinn auch für ein Licht der Hoffnung; für ein größeres Licht, das Tageslicht, das Himmelslicht.

Licht am Ende des Tunnels: Das passt auch im Alltag in so Vielem, was die Stimmung trübt, und wo ich mir wie in einem dunklen Stollen ohne Ausgang vorkomme, eng, beklemmend, düster. Scheinbar aussichtslos. Da ein herzliches „Glückauf“ zu hören, ist für mich guter Wunsch, Hoffnung und Zuversicht. Das macht Mut, dass es mit Gottvertrauen gut ausgehen wird, auch wenn ich eben noch kein Licht am Ende des Tunnels sehe: Glückauf!

Aufwärts geht es ja nicht nur zurück ans Tageslicht, sondern – so hoffe ich – dann auch eines Tages, wenn mit dem Tod das ganz große Dunkel kommt. Dass es da auch ein "Glückauf" gibt, ist heute nur Hoffnung – und dann hoffentlich Gewissheit.

Und so ist es für mich viel mehr als eine Floskel; ich schreibe es weiter in dieser vielfältigen Bedeutung in den Gruß und sage es hier als Wort zum Tage, als Segenswort – für heute, für diesen Tag und für all das, was da noch kommen mag: Glückauf!

Über den Autor Michael Kinnen

Michael Kinnen, Jahrgang 1977, studierte Theologie in Trier, Frankfurt und Mainz. Er absolvierte die studienbegleitende Journalistenausbildung an der katholischen Journalistenschule in München und ist seit 1998 für verschiedene Programme der Kirche im Radio "auf Sendung". Zum Thema "Gott in Einsdreißig - Fides et 'Radio'" promovierte er an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt zum Verkündigungsauftrag der Katholischen Kirche im Privatfunk. Berufliche Stationen führten ihn von Mainz über Berlin nach Trier. Michael Kinnen ist verheiratet und Vater einer Tochter.

Kontakt: info@radiopredigt.de