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Gut beginnen

Wort zum Tage, 16.02.2023

Pfarrer Markus Bolowich, Nürnberg

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Wer das erste Knopfloch verfehlt, kommt mit dem Zuknöpfen nicht zu Rande.

Vielleicht kennen Sie dieses Wort von Johann Wolfgang Goethe? Es sagt uns etwas Wichtiges über das rechte Beginnen, das Einfädeln – auch in unsere Aufgaben des Tages. Vertut man den Beginn, ‚verknöpft‘ man sich gleich beim ersten Loch, läuft’s schief. 

Wie fangen wir den Tag an? Viele von uns haben da ihre Rituale – und vielleicht gehört ja auch diese Sendung dazu? Aber was geschieht, wenn da etwas nicht so klappt, wie erwartet? Wenn irgendetwas nicht hinhaut? Schnell gerät man dann innerlich ins Wanken und wir müssen mit einigem Geschick unsere Aufmerksamkeit wieder in die innere Balance bringen. Aber wenn wir unseren Missmut anderen hinreiben und unsere momentane Überforderung zu spüren geben, dann haben wir uns und anderen den Beginn des Tages verdorben.

So wie ich mit einer unachtsamen Bewegung mich zerren oder überdehnen kann und mir selbst einen Schmerz zufüge, der mich durch die kommenden Stunden des Tages begleitet, so bin es auch erst einmal selber, der sich mit einer achtlosen Bemerkung den ganzen weiteren Tag eintrübt.

Es lag wohl auch eine tiefe Menschenkenntnis zugrunde, als die Kirche für ihr traditionelles Morgengebet, die Laudes, festlegte, mit dem Ruf zu beginnen: "Herr öffne meine Lippen, damit mein Mund dein Lob verkünde!"

Dieser Vers aus Psalm 51 in der Bibel wird in den klösterlichen Gemeinschaften nach dem nächtlichen Stillschweigen sogar dreimal wiederholt. Die Mönche wussten schon früh, wie wertvoll ein guter Anfang ist, und wie gefährdet. "Herr, öffne meine Lippen ..." – das ist der Schlüssel zum Tag.

Ich rede mich heraus aus meinen Versponnenheiten von Müdigkeit und Schlaf, aus den Verspannungen in mir selbst. Ich entspanne mich, nehme Beziehung auf und stelle Kontakt her.

"Herr öffne meine Lippen, damit mein Mund dein Lob verkünde."

Die Grundbitte für den Tag lautet: Öffne mich, damit Gutes aus mir herauskommt - damit das Gute, das doch auch in mir ist, nicht nur nicht gehemmt wird, sondern sich frei aus mir heraus in meine Umgebung entfaltet. ‚Herr, lass mich offen sein für diesen Tag, und er wird gelingen.‘

Derartig begonnen und eingestimmt, darf heute kommen, was da kommen mag.

Über den Autor Markus Bolowich

Markus Bolowich, Jg. 1967, geboren in Frankfurt/Main, in Franken aufgewachsen, Studium der Theologie in Bamberg und Münster, lebt und arbeitet derzeit als Pfarrer in Nürnberg. Er ist Rundfunkbeauftragter des Erzbistums Bamberg. Ausbildung zum Exerzitienleiter (Ruach/DOK). Mitglied in der ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Homiletik e.V. (AGH)

Kontakt: http://www.innenstadtkirche.de