Vorschläge oder gar Vorschriften zum Thema "Essen" sind heute etwas hoch Emotionales. Wenn eine Partei einen Veggie-Tag vorschlägt oder eine Mensa oder Kantine sagt: Wir bieten weniger Fleisch an: Dann gibt das meistens einen richtigen Shit-Storm. Interessanterweise gerade von Menschen, die Wert auf Tradition legen. Wir lassen uns doch unser Fleisch nicht verbieten! Fleischessen ist deutsche Tradition! Dabei haben Essens-Vorschriften tatsächlich eine ziemlich lange Tradition. In meiner Kindheit zum Beispiel gab es freitags grundsätzlich kein Schnitzel und keine Wurst. Der Freitag war der Tag für Fisch und Süßspeisen – was ich übrigens als Kind gar nicht so schlecht fand. Und in der Fastenzeit sollten wir als Kinder sieben Wochen lang auf Süßigkeiten verzichten – das fand ich schon schwieriger.
Nahrungsvorschriften gibt es seit jeher in jeder Religion. Auf Fleisch oder Süßigkeiten verzichten: Das kann mich bewusster machen für die Gaben Gottes, es kann mich dankbarer machen. Und es kann mich auch solidarischer machen mit jenen, die wenig zu essen haben. In der Bibel – und auch im Koran – gehört zum Fasten immer auch: das Almosengeben. Beim Propheten Jesaja heißt es zum Beispiel: "Das ist ein Fasten, wie ich es liebe: … den Hungrigen dein Brot auszuteilen." (Jesaja 58,5-7)
Weniger Fleisch essen: Auch heute nutzt das den Hungrigen dieser Welt. Denn es ist klar: Weil wir hier in Mitteleuropa ziemlich viel Fleisch essen, müssen Menschen auf anderen Kontinenten hungern. Etwa, weil in Südamerika auf riesigen Monokulturen Soja hergestellt wird, für das viele Viehfutter bei uns in Europa. Und dann ist da natürlich noch der Klimagedanke: Ein Kilo Fleisch braucht in der Herstellung ungefähr 15 000 Liter Wasser – es hat eine viel schlechtere Energiebilanz als etwa Gemüse. Das schadet dem Klima – und den Menschen, die schon jetzt schrecklich unter den Folgen der Klimakatastrophe leiden, durch Dürren und Überschwemmungen hungern müssen.
Auch deswegen rufen die Kirchen und die kirchlichen Hilfswerke dazu auf, weniger Fleisch zu essen. Und viele tun das ja auch, der Fleischkonsum geht seit einigen Jahren zurück in Deutschland. Ich kenne etliche Menschen, die haben sich es jetzt für die Fastenzeit vorgenommen: weniger Fleisch oder gar kein Fleisch essen. Und eine Bekannte will ganz bewusst am Freitag fasten. Heute ist der erste Freitag in der Fastenzeit: ein guter Tag also, um über Essensvorschläge und –vorschriften nachzudenken. Und vielleicht alte, traditionelle Rezepte wieder hervorzuholen. Bei mir wird es heute vermutlich Pfannkuchen mit Apfelmus geben. Die mochte ich schon als Kind am Freitag am liebsten.