Ich habe ein neues Auto. Für mich ein Ding voller Überraschungen. Was die Technik heutzutage so alles kann: Piepsend und blinkend werde ich gewarnt, wenn ich drohe zu dicht aufzufahren oder wenn jemand in meinen toten Winkel gerät. Ich kann einstellen, dass das Fahrzeug wie von Geisterhand in der Spur gehalten wird, oder seine Geschwindigkeit konstant bleibt. Der Bordcomputer sagt Störungen an, beschreibt recht genau deren Ursache und liefert Handlungsempfehlungen.
Und während ich staune, was so alles machbar ist und die Sicherheit aller erhöht, sinne ich darüber nach, wie schön es wäre, wenn wir im Umgang miteinander über ähnliche Systeme verfügen könnten: Ein sanfter, aber deutlicher Warnhinweis, wenn ich kurz davor bin jemandem auf die Füße zu treten. Ein unübersehbares Zeichen, wenn ich jemanden übersehe. Keine Ablenkung, kein Ausweichen auf Nebenthemen, ein zuverlässiges bei der Sache bleiben. Nicht zu schnell durch den Tag rasen, aber auch nicht stehen bleiben – stets angemessen vorankommen. Auf Fehler, Fehlentscheidungen, Fehleinschätzungen hingewiesen werden und dank guter Analyse eingreifen können, bevor es womöglich zu schweren Schäden kommt.
Solche Frühwarnsysteme und Autokorrekturen wären eine feine Sache. Mit solch einer "Einstellung ab Werk" würden wir unfallfrei und ohne Verletzungen miteinander klarkommen.
Ein Tipp, einfach, einleuchtend und uralt, lautet: Behandle andere so, wie du behandelt werden möchtest. Ich denke, dass diese Haltung zu unserer menschlichen Grundausstattung gehört. Und trotzdem fällt es uns unsagbar schwer, kritische Situationen zu spüren, uns rechtzeitig zu bremsen, einander im Blick zu haben, Rücksicht zu nehmen.
Unfallfreies Zusammenleben ist eben kein Automatismus, sondern ein mühsamer Prozess. Was beim Autofahren funktioniert, kann man bei Menschen nicht einfach programmieren. Ich muss mich immer wieder aufs Neue darin üben, andere so zu behandeln, wie ich behandelt werden möchte – meine Nächsten zu lieben, wie mich selbst.