"Reduziert!" Dieser Begriff geht mit durch meinen Advent. Länger als üblich haben Warenhäuser die Black Week diesmal gehalten. "Reduziert, alles –40%", noch im Advent. Und jetzt kommen neue "Reduziert"-Schilder. Günstige Angebote vor Weihnachten sollen Kunden locken; schwächelnde Wirtschaft braucht Kauflust. "Reduziert" – mein roter Faden spinnt sich weiter zu den Menschen, die das ganze Jahr über „reduziert“ leben müssen. Die "Tafel" in unserer Stadt hat Alarm geschlagen. Für das Lebensnotwendige, das sie bereitstellt, fehlen Mittel. Wenn man das Tafel-Angebot reduzierte, hätten Viele Hunger.
Gut, dass alle Religionen in ihren besonderen Zeiten zu reduziertem Lebensstil einladen und Solidarität fördern. Diesen roten Faden spinnen wir Christen im Advent auch mit.
Nicht um des reinen Verzichtes Willen, sondern damit der Genuss an Weihnachten umso größer ist, esse ich im Advent keine Plätzchen. Eine Bekannte, die das mitbekommen hat, schickte mir daraufhin ein paar Zeilen, die jetzt auch mit durch jeden meiner Advents-Tage gehen:
"Warten.
Ich halte aus.
Ich tröste meine Hände, die erschaffen wollen,
und meine Füße, die vom Weglaufen träumen.
Warten. Ich atme.
Und finde im Fluss des Atems
zwischen zwei Zügen
die Perle des Stillstands."
Je schneller die Zeit läuft auf Weihnachten zu, desto kostbarer werden mir diese Bilder. Hände und Füße trösten, die unablässig in Aktion sein wollen. Nicht streng sein, nicht verbieten. Trösten. Menschlich bleiben beim Reduzieren.
Was ich nicht abstellen kann, ist der Atem. Aber er hat das in sich selbst: Unterbrechung zwischen Ein- und Ausatmen. Minimaler Stillstand – für eine Wende! Stillstand als Schatz. Reduziert die Angst, dass ich dauernd um mein Leben rudern muss. Stillstand, der ermutigt: Trau Dich, mache Geschenke, in denen Stillstand ist: ein wertschätzendes Wort, das überrascht; ein paar Momente, wo Du nur jemandem zuhörst. Und denk schon mal an den Gott, dem wir an Weihnachten "Stille Nacht" singen werden. Er hat sich aus der Größe des Himmels reduziert bis aufs Allerkleinste, ein Kind in der Futterkrippe. Damit wir im Kleinen die Fülle ahnen, damit sich ganz in der Stille etwas wendet. Zum Aufatmen.