Das ist wie bei Katzen. Wer ein solches kleines Fellbündel zu Hause hat, wird mich verstehen. Sie sitzen vor einem, die Pfötchen artig nebeneinander, das Schwänzchen drumherumgelegt, und schauen einen mit ihren großen Katzenaugen an. Und dann warten sie. Sie sind sich völlig sicher, dass es schon etwas zu fressen geben wird, wenigstens ein Leckerli. Sie lassen nicht locker. Sie verfolgen einen mit ihrem Blick, und wenn es tatsächlich nichts gibt, dann können sie es gar nicht so richtig glauben. In ihrer Arglosigkeit und ihrem Vertrauen sind sie unerschütterlich – und ein Vorbild!
Bei all ihrer Erwartung können sie nichts tun, wenn es einmal nichts gibt. Diese Abhängigkeit hat etwas Zwingendes, Be-Zwingendes. Es ist schwer, nein zu sagen. Es tut einem im Herzen weh. Katzenbesitzer können so gut wie nicht „nein“ sagen, wenn ihr Vierbeiner bettelt. Dieser Zusammenhang sagt mir auch etwas über meinen Gott:
Im Jakobusbrief des Neuen Testamentes heißt es:
"Wer bittet, soll aber voll Glauben bitten und nicht zweifeln, denn wer zweifelt, ist wie eine Welle, die vom Wind im Meer hin und her getrieben wird. Ein solcher Mensch bilde sich nicht ein, dass er vom Herrn etwas erhalten wird."
Zum Bitten gehört also Vertrauen. Das Vertrauen beim Beten ist nach meiner Überzeugung der Schlüssel zu Gottes Herz. Vertrauen offenbart ein Bitten ohne Absichten, ein Bitten ohne Hintergedanken. Oder, anders ausgedrückt, es offenbart ein reines Herz. Richtig deutlich wird das, wenn wir den Spieß einmal umdrehen: Wenn mich also jemand ohne Vertrauen bittet – was heißt das dann? Das heißt doch nichts anderes, als dass diese Person überhaupt nicht davon ausgeht, das zu bekommen, worum sie mich bittet. So nach dem Motto: Ich frag mal, aber ich erhoffe eh nichts von dir. Das verletzt mich.
Wenn ich nun Gott um etwas bitte, und davon ausgehe, es ohnehin nicht zu erhalten – das wäre ja ein Wunder! - dann ist das ganz ähnlich. Warum belästige ich ihn dann erst? Damit ich ihm dann vorwerfen kann, ich hätte ja gebeten, aber er hat es mir ja nicht gegeben? Solche unlauteren Hintergedanken kann ich mir bei Gott sparen. Und sie würden Kindern oder Tieren gar nicht erst in den Sinn kommen. Wenn sie bitten, dann vertrauen und erwarten sie auch, dass was kommt.
Dieses unschuldige Vertrauen von Kindern und sogar Katzen sollte uns erwachsenen Menschenkindern zu denken geben.