Auf den ersten Blick hat es mir das Bild im Schaufenster angetan. Eine hübsche farbige Zeichnung der Stadt Bamberg – in winterlicher Nacht. "Auch als Adventskalender erhältlich" steht beim Poster. Ich gehe in das Geschäft und frage nach dem Adventskalender. "Gerne. Mit Glitzer oder ohne?", fragt die Verkäuferin gleich. „Ohne“ sage ich prompt. Glitzer passt zu mir so wenig wie Schnörkel und Rüschen. "Ich zeige Ihnen einfach beides", reagiert die erfahrene Händlerin. Und ich zögere. Dezent ist der Glitzer aufgetragen; ist nicht ohne in der Winterstimmung. Mit Glitzer kommt ein wenig mehr Licht ins Ganze. Jetzt begleitet mich der Adventskalender mit Glitzer Richtung Weihnachten. Und lockt mich zum Weiterdenken.
Mit Glitzer oder ohne? Hätte man Gott so fragen können, bevor er sich zur Ankunft in unserer Welt aufmachte, wäre die Antwort klar ausgefallen: Ohne! Vor der Stadt spielte das erste Weihnachten, weg vom pulsierenden Leben. In eine Futterkrippe wird das Christuskind gelegt. Weil die Unterkünfte voll sind. Sicher ohne Glitzer – auch, damit arme Leute nicht beschämt sind. Freilich: Schon die Bibel erzählt, dass "Glanz" die Engel umstrahlte, die den Hirten von der Geburt des Jesuskinds kündeten. Und dann ist da auch der Stern in den Geburtsgeschichten der Bibel. Mit den Mitteln ihrer jeweiligen Zeit suchten Künstler dieses Licht sichtbar zu machen. Meist ein Leuchten und Ausstrahlung, die vom Gotteskind selber kommen.
Was Gott wohl sagen würde, wenn er mit uns durch vorweihnachtliche Innenstädte mit ihren Lichtkulissen ginge oder durch Wohnsiedlungen mit üppig beleuchteten Vorgärten und Fenstern? Ich glaube, dass er kein Spielverderber wäre. Vielleicht würde er sagen: "Freut euch am Licht! Ich versteh‘ euch Menschen. Es ist in dieser Welt oft finster und unüberschaubar. Viel Licht freilich hilft nicht automatisch viel. Achtet auf die Sehnsucht, die in euren Lichterspielen steckt. Bleibt dran, spürt weiter. Ob ihr auch Licht im Herzen habt: einen Schimmer Hoffnung, dass ich bei euch sein will, was immer geschieht; ob ihr ein wenig Glanz in den Augen habt, wenn ihr einander anschaut; einen Funken Freundlichkeit, wenn ihr übereinander redet. 'Ich bin das Licht der Welt', habe ich vor 2000 Jahren versprochen. Mein Wort gilt, gerade dann, wenn eure Energie schwach wird. Weil ich auf Erden selber erlebt habe, was eine Dichterin – Hilde Domin – einmal wunderbar gesagt hat: 'Wir essen Brot, aber wir leben von Glanz'."