Wir Menschen sind ein ziemlich bunter und mannigfaltiger Haufen. Gott hat uns ganz offensichtlich als Individuen geschaffen. Und oft ist jeder sehr stolz auf seine Individualität und Einzigartigkeit. Überhaupt geht es immer mehr um Selbstverwirklichung, darum sich selbst zu finden und den eigenen Bedürfnissen gemäß zu leben. Das finde ich alles gut, ich mache da ja auch selber mit. Aber ich habe trotzdem das Gefühl, dass die Individualität irgendwann an ihre Grenzen stößt. Dass sie irgendwann stört. Dann, wenn sie nicht mehr ins System passt.
Ich muss da an meinen Freund Thomas denken. Thomas ist arbeitslos. Und so wie es aussieht wird er immer arbeitslos bleiben. Er ist nicht faul, ganz im Gegenteil. Er ist auch nicht krank, so dass er nicht am Arbeitsleben teilnehmen kann. Er passt einfach nicht in das System. Er bekommt es mit den Strukturen nicht hin. Er tickt einfach anders. Er ist nicht für unser System gemacht. Er ist ein kluger und kreativer Kopf, aber er funktioniert nicht auf Abruf. Er versucht es immer wieder, wird aber immer wieder vor die Tür gesetzt. Was ihm als Disziplinlosigkeit ausgelegt wird ist vielleicht einfach ein anderer Rhythmus. Wenn er den nicht einhalten kann, dann ist Thomas wie erloschen.
Solche Menschen gibt es auch. Das dürfen wir nicht vergessen, wenn wir, wie seit längerem üblich, über Arbeitslose reden. Über die, die eigentlich arbeiten könnten, aber es nicht tun, weil sie nicht wollen. Die gibt es sicher. Aber manchmal steht dem Ganzen etwas anderes im Wege. Keine Faulheit, keine Krankheit. Einfach nur ein Anderssein. Ich denke aus einem christlichen Verständnis heraus, Gott hat sich schon etwas dabei gedacht, dass er uns so verschieden gemacht hat. Das müssen wir aushalten. Damit müssen wir umgehen. Das ist schwer und ich habe auch keine Lösung parat, wie das gut gelingen kann. Aber es ist sicher falsch alle über einen Kamm zu scheren.
Denn es gibt auch viele Manschen wie Thomas, die gerne würden, aber es einfach nicht schaffen. Es mag für viele einfach sein, Menschen wie Thomas zu verurteilen und sich darauf dann auszuruhen. Dabei müsste doch gerade das die Herausforderung unserer Zeit sein, Menschen in ihren Lebenswirklichkeiten ernst zu nehmen und erst einmal zuzuhören und zu erkennen, was den Menschen um uns herum wichtig ist. Und dann sollten wir auf sie zu gehen und ihnen zeigen, dass sie nicht schlechter sind als andere, sie sind einfach so wie sie sind. Aber auch sie brauchen ihren Platz. Denn sie sind individuell. Wie wir alle.