"Die Beerdigung fand im engsten Familienkreis statt."
Kennen Sie das? Sie schlagen die Zeitung auf und sehen die Todesanzeige eines guten Bekannten. In den letzten Jahren hatten Sie sich etwas aus den Augen verloren, aber jetzt steht da plötzlich sein Name, sein Bild und die Bekanntmachung, dass er gestorben ist. Dazu die Namen seiner engsten Angehörigen, natürlich, auch die sind bekannt. Und dann ganz unten – fast schon nebensächlich – dieser Satz: "Die Beerdigung fand im engsten Familienkreis statt."
Wie schade, denke ich dann oft, und auch: wie traurig. Weil ich diesem Freund oder dieser Freundin aus alten Tagen gerne noch "die letzte Ehre erwiesen hätte". Man sagt diesen Satz so daher und doch, finde ich, ist er so richtig und wichtig.
Man hat miteinander Leben geteilt, man war gemeinsam auf dem Weg, wenn vielleicht auch nur für kurze Zeit. Jetzt ist er gestorben – und nicht selten trauert man in solchen Augenblicken den Möglichkeiten hinterher, die nun nicht mehr kommen werden: "Hätte ich ihn doch nochmal besucht. Hatten wir nicht erst bei der letzten Begegnung ausgemacht: Lass uns nochmal treffen?"
Der Verstorbene gehört nicht nur seinem engsten Umfeld. Auch Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen sollen Abschied nehmen dürfen. Das ist so kostbar, vor dem Sarg oder der Urne ein letztes Mal dagewesen zu sein. Eben die letzte Ehre erweisen. Das ist für mich auch eine Sache des Respekts dem Verstorbenen gegenüber – aber auch gegenüber den direkten Angehörigen.
Manche, ja immer mehr entscheiden sich für die Variante, in diesem Moment der Beerdigung lieber unter sich zu sein. Ich behaupte aber, dass das, was Angehörigen im Vorfeld manchmal wie eine Zumutung erscheinen mag – an diesem Tag noch viele Menschen um sich herum zu haben – sich im Nachhinein oft als ungemein tröstlich erweist. Ich weiß selbst aus der Erfahrung großer Beerdigungen, wie ergreifend es ist, wenn Angehörige sehen: "Es gibt so viele Menschen, die unserem Familienmitglied nahestanden, die den letzten Weg mit uns gegangen sind, ja, die für unseren Verstorbenen mitgebetet haben."
Sich gerade als trauernder Mensch anderen zeigen zu können, ist auch eine Hilfe, davon können Seelsorger berichten. Es tut gut, Trauer zeigen zu dürfen. Und wenn da ein Gegenüber ist, der darauf reagiert: anteilnehmend, unterstützend, entlastend. Und eben auch durch sein bloßes Dasein, durch das Respekt-Erweisen dem Verstorbenen gegenüber wie den Trauernden, in einem Moment, wenn Worte fehlen. Ja, wenn es keine Worte gibt. Gerade dann kann es guttun, wenn die Beerdigung nicht nur im engsten Familienkreis stattfindet.