Heute ist es so weit. Koffer werden gepackt, Päckchen in Autos verstaut – es geht los in die weihnachtlichen Tage. Wie zu jedem Ferienbeginn – und auch ganz anders. Viele starten, wie sonst zu Feiertagen, in den Süden oder ins Skigebiet. Viele nehmen aber die andere Richtung. Zur Weihnacht geht es nach Hause. Studenten, junge Erwachsene machen sich schon zum Wochenende auf den Weg; Großeltern auch. An Heilig Abend dann Familien.
"Driving home for Christmas" singt Chris Rea – und beschreibt diese Mischung aus Vorfreude, Anspannung im dichten Verkehr und einem geheimnisvollen Ritual; "mit Tausend Erinnerungen", wie es in seinem Song heißt. Die Schauspielerin Iris Berben beschreibt so, was da heute auf den Weg kommt: "Weihnachten ist unerschütterlich. Ich kann mir das Jahr ohne Weihnachten gar nicht vorstellen. Weihnachten hilft die Unberechenbarkeit des Lebens auszuhalten. Auf irgend etwas muss man sich doch verlassen können", sagt sie.
Wie an keinem anderen Fest, keinem anderem Tag im Jahr ist ein großer Teil der Bevölkerung ähnlich getaktet. Eltern von Jugendlichen berichten, dass sogar sie sagen: "Feiern wir bitte wie im letzten Jahr." Dasselbe Essen, Gerüche, Lieder, Spiele, Christbaum, Krippe. Mit Tausend Erinnerungen.
Bei allen etwa dasselbe. Man kommt heim an Weihnachten – mehr noch: Man kommt heim in Weihnachten. Wir rühren an eine Welt, die es auch gibt – mitten in der Welt, von der wir oft sagen, dass einem nichts geschenkt wird, dass es gnadenlos zugeht. Von klein an hat das Christkind, das in der Vorstellung von Kinderseelen mühelos von dieser anderen Welt in unsere Wohnzimmer gelangte, dort etwas "gerichtet". Es gab Geschenke, auch wenn man in der Schule nicht fleißig und auch sonst nicht brav war. Da war man sich gut, auch wenn man schon als Kind spürte, dass das brüchig sein konnte. Zuhause in Weihnachten.
In Kontakt mit etwas, was eben auch real ist; in Kontakt mit Schatzkammern menschlicher Sehnsucht, vielleicht sogar gläubiger Ahnung: Der Lebensbaum grünt. Leben kommt auf einen grünen Zweig und läuft wieder rund. Wie in den Christbaumkugeln spiegelt sich in unserer Welt auch der Himmel – für mich und irgendwie für alle. Das Kind in der Krippe bürgt dafür. Wenn wir zur Weihnacht in dieser Welt auch ankommen, wird es richtig gut.