Am 23. Mai 1498 brennt es auf der Piazza della Signora in Florenz. Der Dominikanermönch Girolamo Savonarola ist eben gehängt worden und wird auf einem riesigen Scheiterhaufen verbrannt. 500 Jahre später lässt Papst Johannes Paul II. einen Seligsprechungsprozess für ihn beginnen. Wer ist dieser Savonarola, in dem zwei Extreme immer wieder aneinandergeraten: Freiheit und Enge.
Der Sohn einer frommen Bankiersfamilie soll eigentlich Mediziner werden doch ihn interessiert mehr: Literatur, Kunst, Philosophie, Theologie. Er bricht sein Studium ab und wird Dominikaner. Seiner Familie schreibt er, er wolle nicht wie ein Tier unter Schweinen, sondern als vernünftiger Mensch leben.
Diese drastische Sprache wird sein Markenzeichen. Als wortgewaltiger Bußprediger zieht er durchs Land, verurteilt Ungerechtigkeit und Unfreiheit, Machtmissbrauch und das, was er für Laster hält. 1485 wird er auf Wunsch der Medici, der Herrscherfamilie, nach Florenz berufen. Savonarola klingt auch hier geradezu aufrührerisch, lässt in seiner Kritik weder Herrscherfamilie noch Papst aus und die Popularität des Predigers wächst.
1492 wird der prassende Lebemann Alexander VI. Papst. Savonarola prophezeit, es wird eine "Geißel Gottes" kommen, um das Land "durchzupeitschen und zu reinigen". Als kurz darauf der französische König Karl VIII. mit seinem Heer in Italien einzieht, scheint sich die Verheißung zu erfüllen. Karl ist ein erbitterter Feind des Papstes. Als der König Florenz plündern will marschiert ihm Savonarola mit einem Kruzifix in der Hand entgegen. Erfolgreich. Der König zieht ab. Savonarola hat jetzt einen ungeheuren Einfluss auf die Politik der Florentiner.
Dabei treten seine beiden Seiten: Freiheit und Enge deutlich hervor. Die Medici werden vertrieben. Florenz wird demokratisiert. Savonarola schlägt die Einführung einer neuen Verfassung vor: Gewählte Handwerker und Kaufleute sollen die Geschicke der Stadt bestimmen und Wahlperioden werden festgesetzt. Auf der anderen Seite setzt er drakonische Strafen schon für kleine Delikte wie Fluchen und Kartenspielen in Kraft. Kinder schickt er durch die Straßen, sie verpetzen alle, die sie beim Ehebruch erwischen. Langsam geht der Mönch den Florentinern auf die Nerven.
Jetzt legt Savonarola los, wettert über Priesterkinder, will unfromme Bischöfe aus ihren Ämtern jagen und fordert ein Konzil. Wütend exkommuniziert ihn der Papst. Anhänger und Gegner von Savonarola gehen mit Waffen aufeinander los. Savonarola wird verhaftet, gefoltert und verurteilt. Zu seiner Hinrichtung soll er ruhig betend aufgestiegen sein. Heute vor 525 Jahren.