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Routine

Wort zum Tage, 23.05.2025

Andreas Hauber, Ellwangen

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Manchmal kommt es mir vor, als seien der liebe Gott und ich ein bisschen wie ein altes Ehepaar. Es haben sich viele Routinen eingeschlichen.

Ich führe wirklich kein sonderlich frommes Leben. Dennoch möchte ich behaupten, dass ich ein gläubiger Mensch bin. Wie wahrscheinlich für die meisten von uns, spielen die ganzen Fragen der Religion für mich eine große Rolle. Wer bin ich, warum bin ich, wie lebe ich richtig. Das beschäftigt mich sehr. Und es vergeht kein Tag, an dem ich nicht mit Gott rede. Das passiert ganz selbstverständlich. Wenn mich etwas beschäftigt, wenn es wieder nicht so läuft wie ich es will, dann brummle ich vor mich hin und trete in einen Dialog mit Gott. Ohne große Form, wie als wenn er bei mir am Tisch sitzt und sein Bier trinkt. Er ist gewissermaßen Teil meines Alltags.

Ich habe keine Ahnung wie er das findet. Ich finde es jedenfalls sehr gut. Wenn eben diese großen, ernsten Fragen aufkommen, weiß ich, dass sie nicht ins Leere laufen und dass ich mich auf Gott verlassen kann. Es kommt mir so vor, als wären genau das die Momente, in denen wir uns ganz offen begegnen. Ich nehme da eine starke Verbundenheit wahr. Ich mag diese Selbstverständlichkeit seiner Anwesenheit, sie tut mir gut und beruhigt mich. Denn das ist doch das Wichtigste an Beziehungen. Zu Freunden, in der Liebe und eben auch zu Gott. Dass man selbstverständlich da ist. Dass aufeinander Verlass ist. Darauf kommt es an.

Oft klagen Menschen darüber, dass Beziehungen eingefahren sind. Dass in der Ehe das Feuer erloschen ist. Das kann ich alles gut verstehen. Natürlich wollen wir immer wieder etwas Aufregung, einen Nervenkitzel. Aber dennoch hat auch die Routine ihren Wert. Sie ist ein geschützter Raum, etwas, das Sicherheit gibt. Man kennt sich. Ich muss mich nicht mehr so oft erklären, sondern kann so sein wie ich bin, weil mein Gegenüber und ich uns so gut kennen. Auch wenn man sich manchmal auf die Nerven geht oder den Eindruck bekommt, den anderen nicht mehr richtig zu verstehen. Das passiert mir hin und wieder - dass ich vieles nicht verstehe, wofür gerne Gott verantwortlich gemacht wird. Warum er das alles zulässt was geschieht. Warum hat Gott uns Menschen nicht mehr Herz und Hirn gegeben? Das muss er sich dann alles von mir anhören. Auch wenn ich manchmal laut werde und schimpfe. Er kennt mich. Ich bin eben so. Und bei ihm darf ich so sein. Das ist das Wichtigste.

Über den Autor Andreas Hauber

Es ist eine große Herausforderung über Gott zu sprechen. Ich denke, dass man ihn mit Worten nicht fassen kann, dass alle Begriffe abrutschen und ihr Ziel letztlich verfehlen. Sprechen über Gott kann nur eine Annäherung sein. Das versuche ich auch mit meinen Beiträgen: Mich ihm anzunähern. Ich speise meine Texte aus meinem Leben, aus dem was mir begegnet und was mich umtreibt. Das setze ich in Beziehung zu meinem Glauben. Ich war immer neugierig, wollte immer so viele Facetten des Lebens wie möglich kennenlernen. Vielleicht ist das an meinem beruflichen Werdegang abzulesen. Ich bin gelernter Krankenpfleger, habe Theologie und Philosophie studiert, war 5 Jahre auf einer Berghütte, dann in der Flüchtlingsarbeit tätig, dann Betreuer für einen jungen Mann mit Handicap und noch manches mehr, derzeit arbeite ich auf dem Bau. Ich lebe wieder in Ellwangen, wo ich 1980 auch geboren wurde.