Vom Gini-Index hatte ich noch nie was gehört und musste mich erstmal schlau machen. Benannt ist er nach einem italienischen Statistiker. Eine Zahl zwischen Null und Eins, die angibt, wie gleich oder ungleich etwas innerhalb einer Gruppe verteilt ist. Reichtum zum Beispiel. Vereinfacht gilt: Je größer die Zahl, desto ungleicher geht es zu. Null hieße dann, dass alle gleich viel besitzen. Eins, dass ein Einzelner alles, die anderen aber nichts haben. Bei uns in Deutschland liegt diese Zahl aktuell bei 0,77. Immerhin einer der höchsten Werte in Europa. Konkret bedeutet das etwa, dass den 10 Prozent Wohlhabendsten im Land fast zwei Drittel des gesamten Vermögens gehören.
Umgekehrt besitzt die ganze nicht so wohlhabende Hälfte der Bevölkerung zusammen nur etwas mehr als 2 Prozent. Manchmal wundere ich mich schon, wenn Leute sich furchtbar über Nebensächliches wie Gendersprache oder Veggie-Tage aufregen können. Große Ungleichheit aber scheinbar mit einem Achselzucken hinnehmen. Gerade so, als wäre sie gottgegeben. Das ist sie natürlich nicht. Zwar sind wir als menschliche Geschöpfe alle weitestgehend gleich. Ob einer aber Milliardär oder Bettler wird hat mit Gott und seiner Schöpfung nichts zu tun.
Nun hat es totale Gleichheit noch nie gegeben. Wahrscheinlich wäre sie auch nicht erstrebenswert. Denn wofür sollte ich mich eigentlich anstrengen, wenn ich durch Nichtstun genau dasselbe haben kann? Das Problem ist eher, wie weit die Schere letztlich auseinandergeht. Dass es unter Menschen ungleich zugeht, ist auch in der Bibel ein Thema. Wenn im Alten Testament etwa die Propheten Amos oder Jesaja mit bebendem Zorn gegen Ungerechtigkeit wettern, dann meinen sie damit vor allem, wie krass ungleich Reichtum und Lebensmöglichkeiten zu ihrer Zeit verteilt sind. Einer Zeit, in der es noch Leibeigene gab. Weitgehend entrechte Menschen, die in ihrer Armut von den Launen der Reichen und Mächtigen abhängig waren. In manchen Gegenden unserer Welt ist das noch heute so.
Das aber, so haben die Propheten wortgewaltig klargemacht, ist nie und nimmer im Sinne Gottes. Denn dass Gott das Wohl der Menschen will, aller Menschen, dieser Gedanke zieht sich durch die gesamte Bibel. Und deshalb finde ich es interessant, wenn neuere sozialwissenschaftliche Studien darauf hindeuten, dass das Glücksempfinden in einer Gesellschaft sinkt, je ungleicher es zugeht. Anders herum: Je geringer die Unterschiede bei Reichtum und Lebenschancen sind, umso höher die subjektive Zufriedenheit der Menschen. Wenn wir darauf hinarbeiten wollten, Gottes Segen dafür hätten wir.