Auch in diesem Jahr gibt es wieder eine besondere Weihnachts-Sonderbriefmarke. Sie zeigt einen Engel mit einer hoffnungsvollen Botschaft: "Euch ist heute der Heiland geboren". Das Motiv stammt aus einem mittelalterlichen Messbuch, eine Miniaturzeichnung, die in einem Kloster angefertigt wurde. Eine schöne kleine Botschaft auf so manchem postalischen Weihnachtsgruß.
Wer ist eigentlich gemeint mit "Euch"? Folgt man dem Evangelisten Lukas gilt die Botschaft den Hirten auf den Feldern von Bethlehem. Der Ort südlich von Jerusalem liegt heute im Westjordanland. Er ist für Christen, Juden und übrigens auch Moslems ein besonderer Ort. Denn die Stadt gilt nicht nur als Geburtsort von Jesus, sondern auch als Heimat des legendären Königs David. Und auch der Prophet Mohammed soll dort gebetet haben.
Für den Nahen Osten hat die weihnachtliche Engelsbotschaft der Briefmarke eine besondere Dringlichkeit - angesichts der mörderischen Auseinandersetzungen, die uns seit Wochen in Atem halten. Ein Heiland, der Frieden bringt, ist hier mehr als willkommen. Ich bin überzeugt: Die Botschaft des Engels an die Hirten auf den Feldern von Bethlehem gilt allen Menschen guten Willens, vor allem aber jenen, die durch Gewalt und Heimtücke, durch Unterdrückung und Schikane, durch Mord und Totschlag ihrer Angehörigen zutiefst verletzt und traumatisiert sind.
All jenen, die eher traurig und konfliktbelastet in die kommenden Tage gehen, mag die Geschichte von den verbrannten Flügeln Trost schenken. Sie handelt von einem Engel, der bei der Geburt Jesu im Stall von Bethlehem dabei war. Weil er in der kalten Nacht friert, wärmt er sich am Feuer. Und dabei geraten die Federn seiner Flügel in Brand und er kann nicht mehr zurückfliegen in den Himmel.
So kommt es, dass der unvorsichtige Engel noch heute auf Erden wandelt, zumeist unerkannt. Vor allem zieht es ihn zu solchen Menschen, die sich auch nicht mehr aufschwingen können, weil sie belastet sind von Schuld und Trauer, von Scham oder Herzenshärte, von Hass und Vergeltungsphantasien. Ihnen spricht er Mut zu, wie ein kleiner Funke, der in den Herzen der Menschen ein neues wärmendes Feuer entfacht.