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Matthias

Wort zum Tage, 24.02.2025

Kaplan Andreas Hahne, Viersen

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"Ich bin dann mal weg" – dieser Satz aus dem gleichnamigen Buch von Hape Kerkeling dürfte mittlerweile zum geflügelten Wort geworden sein, wenn man sich auf eine Wallfahrt begibt. Seit über zehn Jahren gehöre ich auch zu den Menschen, die regelmäßig pilgern, mal für einen einzigen Tag, mal über mehrere Tage hinweg. Am häufigsten bin ich nach Trier gepilgert zum Grab des Apostels Matthias. Die katholische Kirche feiert diesen Apostel heute. Immer wieder ist es für mich ein bewegendes Gefühl, am Ende des Weges mit der Pilgergruppe, mit der ich unterwegs gewesen bin, in die Kirche einzuziehen, wo der Apostel verehrt wird, und zu spüren: ich bin angekommen. Oft fallen die Gedanken, die mich auf dem Weg beschäftigt haben, dann von mir ab.

Pilgern ist dabei nicht nur angenehm. Das merkt man gerade dann, wenn man morgens wieder in die nassen Wanderstiefel schlüpfen muss, wenn das Knie ein bisschen schmerzt oder wenn es doch mal so warm ist, dass einem das Wasser knapp wird.

Trotz diesen Unannehmlichkeiten genieße ich Wallfahrten immer wieder. Hier habe ich Zeit, mich einmal ganz auf mich zu konzentrieren und im Stillen mit Gott zu beten, ohne in Gedanken schon beim nächsten Termin zu sein. Mir hilft auch, dass ich meinen Blick über die Natur schweifen lassen kann. Hier fühle ich mich Gott oft näher als in Gebäuden – mitten in der Schöpfung mit all ihren faszinierenden Details.

Wenn ich mit anderen Menschen in einer Gruppe unterwegs bin, genieße ich darüber hinaus auch die Gespräche mit ihnen. Als ich das erste Mal gepilgert bin, war ich überrascht, wie schnell man auf dem Weg von den oberflächlichen Themen wie Beruf oder Hobbys zu den tieferliegenden Themen gelangt. Das wird auch gefördert durch Gebete und durch Texte, die Mitglieder der Gruppe vorbereitet haben. Schnell reden Menschen dann darüber, was sie gerade bewegt und was sie im Glauben beschäftigt. Auch mir fällt das auf einer Wallfahrt leichter. Ich kann zum Beispiel auch mal darüber sprechen, dass es mir als vermeintlichem Profi-Beter oft gar nicht so leicht fällt, zu spüren, dass Gott mir nahe ist und es wirklich gut mit mir meint. Hier kann ich mich für solche Gespräche öffnen, ohne belächelt zu werden.

Wenn ich nach einer Wallfahrt zurückkomme und wieder auf meiner Couch sitze, merke ich oft erst im Nachhinein, wie sehr mich die Tage geprägt haben. Dann wird mir auch bewusst, dass ich noch nicht wieder richtig da bin, sondern immer noch ein bisschen unterwegs. Und das tut mir gut.

Über den Autor Andreas Hahne

Andreas Hahne, geb. 1984, ist Kaplan in der kath. Kirchengemeinde St. Remigius, Viersen. Er hat von 2017 bis 2021 Theologie in Frankfurt/Sankt Georgen und Brixen (Südtirol, Italien) studiert. 2023 ist er in Aachen zum Priester geweiht worden. Vor seinem Theologiestudium hat er als IT-Berater und Projektleiter in Köln gearbeitet. Seine Hobbys sind Volleyball, Wandern und Musik.

Kontakt: andreas.hahne@bistum-aachen.de