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Oscar Romero – Option für die Armen

Wort zum Tage, 24.03.2025

Claudia Zinggl, Triefenstein

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"Es ist nicht Gottes Wille, dass die einen alles und andere nichts haben." Diese Aussage stammt von Oscar Romero und entspricht seiner tiefen Überzeugung. 

In seinem Land El Salvador in Mittelamerika erlebte Oscar Romero Armut in unvorstellbarem Maß. Die riesigen Kaffeeplantagen hatten sich wenige Großgrundbesitzer angeeignet. Sie machten gemeinsame Sache mit den Militärs und unterdrückten die Bevölkerung systematisch.

Obwohl er anfangs sehr zurückhaltend war, stellte sich Oscar Romero in seiner Zeit als Erzbischof eindeutig auf die Seite der Menschen in Not. "Gott denkt an die Armen; ihren Notschrei vergisst er nicht." Solchen Worten aus der Bibel fühlte er sich verpflichtet.

Mit der Organisation von Mahlzeiten und Wohnmöglichkeiten versuchte er, Abhilfe zu schaffen. Er wurde zu einem der wichtigsten Vertreter der "Theologie der Befreiung"". Ihr Grundsatz – die "Option für die Armen" – war Maßstab seines Lebens. Dies wurde ihm zum Verhängnis: Am 24.03.1980 wurde er während des Gottesdienstes von Auftragskillern am Altar erschossen.

In El Salvador hat sich in den 45 Jahren seither nichts verändert. Nach wie vor erschüttern Armut, soziale Ungleichheit und Gewalt das Land. Oscar Romero jedoch gibt den Menschen über seinen Tod hinaus Hoffnung und Kraft, um das Land zu versöhnen und menschenwürdige Lebensbedingungen zu schaffen.

Seit der Heiligsprechung im Oktober 2018 sind El Salvador und Oscar Romero weitgehend aus dem Sichtfeld der Kirchen Europas gerückt.

Wenn der Kirchenkalender heute an diesen mutigen und demütigen Glaubenszeugen unserer Zeit erinnert, sollte das Christen überall auf der Welt zum Nachdenken und zum Handeln bewegen. Oscar Romeros Vermächtnis, die Option für die Armen hat auch in Deutschland Relevanz.

Unversehens trifft man im Alltag mit Menschen in Armut zusammen: Kinder, die ohne Frühstück in die Schule kommen, Rentner, die bei der Tafel anstehen, alleinerziehende Frauen, die finanziell kaum über die Runden kommen.

Vorschnelle Urteile greifen zu kurz. Eine große Zahl der Personen, die von Armut betroffen sind, bleiben trotz Job und guter Qualifikation, im Teufelskreis der Armut gefangen. So ist es vonnöten, der Armut auf den Grund zu gehen und nach Einflussmöglichkeiten in Gesellschaft und Politik zu suchen, um die Ursachen der Armut zu beseitigen. "Schafft Recht dem Armen und helft dem Bedürftigen zum Recht" (vgl. Ps 82,3) – seit Jahrhunderten konfrontiert uns die Bibel mit dieser Aufforderung Gottes. Das Lebensbeispiel von Oscar Romero sollte Ansporn sein, dem tatkräftig nachzukommen.

Über die Autorin Claudia Zinggl

Claudia Zinggl Theologin (JMU Würzburg), Geragogin (PH Karlsruhe). Bis zum Eintritt in die nachberufliche Phase Pastoralreferentin im Bistum Würzburg mit Aufgaben in  der Pfarreiseelsorge, in der Bildungsarbeit und in der kirchlichen Seniorenarbeit. Verfasserin von Beiträgen "Auf-ein-Wort" und "Katholische Morgenfeier" (BR).