Ich erinnere mich noch sehr gut an meine erste Beichte. Die war kurz vor meiner Erstkommunion. Ich war ein zarter 9-jähriger Junge und musste in der großen Kirche meiner Heimat in diesen altehrwürdigen Beichtstuhl steigen und habe darüber gesprochen, was mich gerade beschäftigt hat. Ich erinnere mich noch genau daran, dass ich furchtbare Angst hatte. Angst vor dem Pfarrer, Angst vor der Kirche, Angst vor Gott und Angst davor etwas falsch zu machen. Es war dann am Ende gar nicht so schlimm, ich habe meine aufgeschriebenen Punkte vorgelesen, mich mit dem Pfarrer unterhalten und dann war es vorbei. Dennoch habe ich diese Angst nie verloren. Ich kann es nachvollziehen, dass es für Außenstehende als übergriffig empfunden wird, einem fremden Pfarrer die eigenen Verfehlungen zu erzählen.
Dabei ist das für manche Menschen eine ganz tolle Sache. Wenn jemand beispielsweise das Gefühl hat, durch sein Handeln auch das Verhältnis zu Gott irritiert zu haben, kann er darüber in der Beichte sprechen und dieses Gespräch kann sehr befreiend sein. Voraussetzung ist natürlich, die eigenen Fehler einzugestehen und bei den betroffenen Personen um Verzeihung zu bitten.
Das habe ich nie in Frage gestellt, sondern immer für sinnvoll gehalten. Es geht darum ein bewusstes Leben zu führen, sich mit sich selbst, dem eigenen Tun und Handeln auseinanderzusetzen und vielleicht die Frage zuzulassen, was für eine Beziehung ich eigentlich zu Gott habe und wie ich diese verbessern könnte. Dass das der Wert der Beichte ist, wird gerne gesagt. Und ich sehe das genauso. Mich interessiert bei dem Thema aber noch ein anderer Aspekt. Das ist ein ganz einfacher und hat mit uns Menschen direkt zu tun und mit dem wie wir nun mal so sind. Wir sind keine perfekten Wesen und auch wenn wir vielleicht oft perfekt sein wollen, müssen wir es gar nicht. Dass Gott nach christlicher Überzeugung ein verzeihender Gott ist, bedeutet für mich, dass unsere Fehlerhaftigkeit immer schon mitgedacht ist. Der Mensch macht Fehler. Wir sind deswegen nicht falsch und oft bringen uns unsere Fehler auch weiter.
Das finde ich unglaublich wichtig. Ja beinahe lebensnotwendig. Diese Gewissheit, dass es ok ist, wenn ich einmal Mist baue. Das gehört einfach dazu. Das wird immer wieder passieren. Aber es ist nicht das Ende. Das heißt nicht, dass es egal ist, was ich tue. Aber ich kann mich entschuldigen, ich kann es wieder gut machen, umkehren, neu ansetzen. Und dann geht es weiter.