An einem der Standorte unserer Pfarrei entsteht ein neues Haus. Also, ganz neu ist es nicht. Der Bau hat schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel. Zuerst war er ein Kindergarten, später wurde er um zwei Gruppenräume erweitert, dann der Keller für die Jugendarbeit ausgebaut. Und jetzt der große Umbau.
Der KiTa-Betrieb war schon vor ein paar Jahren eingestellt worden – so eine kleine, alte Einrichtung war nicht mehr auskömmlich. Die Kirche nebenan wurde abgerissen, die Zahl der Gottesdienstbesucher und -besucherinnen, die Finanzmittel sinken drastisch. Seelsorgeeinheiten werden immer größer, die Zahl der Seelsorgenden immer kleiner. Alles logisch, alles vernünftig und nachvollziehbar und alles für die, die noch bleiben, äußerst schmerzhaft – tiefe Einschnitte, tränenreiche Abschiede.
Und in all dem die fast trotzig klingende Frage: Wie kann es hier am Ort dennoch weitergehen? Woran kann der Stadtteil künftig erleben, dass hier auch Christen wohnen? Was können wir tun, dass die Christen hier im Viertel sich weiterhin gegenseitig in ihrem Christsein bestärken und Gemeinschaft leben können?
Es braucht ein Dach über dem Kopf, beheizbare Räume und einen Garten – Geld, Risikobereitschaft und viele, viele zupackende Menschen. Und Courage, Fantasie, einen langen Atem und Fachleute. Alles fügte sich gut zusammen: Die Kirchengemeinde entschied, das alte Haus um- und auszubauen, es fit zu machen für neue Aufgaben, für die Zukunft. Entstanden ist ein freundliches, offenes Gebäude, das sich in ökumenischem Miteinander mit Leben füllen soll, mit Menschen aller Generationen und Interessen.
Hier können sie sich treffen, zusammen reden, werkeln, singen, spielen und beten. Vielleicht ein bisschen übermütig in diesen rauen Zeiten – da sich bei uns im Ruhrgebiet Diaspora breit macht. Übermütig, vielleicht – getragen jedenfalls von Gemeinsinn, Solidarität und Sehnsucht sowie einer starken "Jetzt erst recht"-Haltung und einer ordentlichen Portion Gottvertrauen.
Der Kirchturm steht noch. Ein weithin sichtbares Zeichen. Die Glocken, die hier 80 Jahre lang zum Gottesdienst riefen, erfüllen diese Aufgabe seit Kurzem in Minsk. Ein tröstlicher Gedanke. Und da, wo bis vor zwei Jahren die Kirche stand, entsteht ein Neubau für das Hospiz. Heimat für Menschen auf ihrem allerletzten Lebensabschnitt. Die Botschaft Jesu wird also – mit anderen Mitteln – an diesem Ort weiterhin verkündet. Auch das fühlt sich richtig und gut an.