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Der Heiland soll kommen

Wort zum Tage, 24.12.2022

Guido Erbrich, Biederitz

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Heiligabend steht heute im Kalender. Weihnachten, dann morgen am 25. Dezember. Es ist das Fest im Kirchenjahr mit der längsten Vorbereitungszeit. Denn diese beginnt nicht erst im Advent, sondern schon neun Monate vor Weihnachten mit dem Kirchenfest „Verkündigung des Herrn“ am 25. März.

Es erinnert an einen besonderen Besuch: Der Engel Gabriel kommt zu Maria und verkündet der sichtlich überraschten jungen Frau: Du, Maria, wirst schwanger werden und ein Kind bekommen. Nein, nicht von Josef, deinem Verlobten, sondern vom heiligen Geist. Es wird der Heiland, der Sohn Gottes, der Retter der Welt. Und er wird ein Fürst des Friedens sein.“

Und heute Nacht wird nun die Geburt Jesu gefeiert. Irgendwie ist es schön: der liebe Gott hält sich mit seiner Verkündigung an Maria an die biologischen Abläufe. Neun Monate wächst ein Kind bis es auf der Welt ist. In diesen neun Monaten passiert in der Bibel eine Menge auf dem Weg zur Geburt des Friedensfürsten. Die schwangere Maria geht über das Gebirge und besucht ihre Cousine Elisabeth. Siehe da, Elisabeth ist auch schwanger, ihr Kind wird einmal Johannes der Täufer werden. Und, so beschreibt es die Bibel beinahe augenzwinkernd, die Kinder hüpften vor Freude in den Leibern ihrer Mütter. Freude und Frieden gehören zusammen.

Von Maria wird aus diesen Tagen ein wunderschönes Gebet überliefert. Das Magnifikat, das große Loblied auf Gott. Mittendarin folgende Zeilen:

„Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: / Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; / er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. / Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen.“

Der Messias kommt ganz anders auf die Welt als erwartet. Er wird als Kind in einem Stall geboren. Maria und Josef, seine Eltern kommen aus einfachen Verhältnissen. Doch gezeugt wurde das Kind, so schreibt die Bibel, vom Heiligen Geist. Anders gesagt, es bringt ein paar himmlische Ideen mit auf die Welt. Dazu gehören Gerechtigkeit und der Wunsch nach Frieden.

Und das ist das Wichtigste im Lied: Gott erbarmt sich. Diese Welt kann besser und gerechter werden und Frieden wird sein. Aber Gott schafft das nicht allein. Gott vertraut den Schwachen, Fremden, Zweifelnden, Ohnmächtigen die Zukunft der Menschen an. Aus ihnen, aus deren Sehnsucht, kann neues Leben und Zukunft für alle Menschen wachsen. Und plötzlich ist Weihnachten brandaktuell. Weil es zeigt, dass die Hoffnung auf Frieden den Menschen Mut machen kann. Und diese Hoffnung und diesen Mut können wir heute vielerorts auf der Erde gebrauchen.

Über den Autor Guido Erbrich

Guido Erbrich, geboren 1964, ist Vater von vier Töchtern. Er lernte den Beruf des Tontechnikers bei Radio DDR und arbeitete bis 1987 beim Sender Leipzig. Danach schloss er ein kirchliches Abitur in Magdeburg ab. Sein Studium der Theologie führte ihn nach Erfurt, Prag und New Orleans. Im Bistum Dresden-Meißen war Erbrich bis 2002 Referent in der Jugendseelsorge. Danach wechselte er als Studienleiter und Referent ins Bischof-Benno-Haus nach Schmochtitz. Bis 2010 leitete Erbrich die Katholische Erwachsenenbildung Sachsen. Von 2010 bis 2020 war er Leiter der Heimvolkshochschule Roncalli-Haus Magdeburg. Seit 2020 ist er der Senderbeauftragte der Katholischen Kirche für den MDR.

Kontakt: Guido.Erbrich@bddmei.de