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Palmenzweige

Wort zum Tage, 25.03.2024

Jacqueline Rath, Hamburg

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Unter großem Jubel kommt er in die Stadt. Menschen breiten vor ihm ihre Kleider aus, wie vor einem König, der sich die Füße nicht schmutzig machen soll. Sie winken mit Palmenzweigen und rufen ihm zu: "Hosanna! Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn!"

Wer so umjubelt wird, der scheint es geschafft zu haben. Erfolg auf ganzer Linie. Doch wie schnell kann diese Stimmung kippen, wenn Menschen von Neid und Hass ergriffen werden? Mit dieser Mischung an Emotionen hat für Christinnen und Christen weltweit gestern die Karwoche begonnen.

Am Palmsonntag hören wir davon, wie Jesus mit seinen Jüngern nach Jerusalem kommt, um dort mit ihnen Pessach zu feiern, eines der höchsten jüdischen Feste, das an die Befreiung des Volkes Israel aus der ägyptischen Sklaverei erinnert.

Aber er wird nicht nur von seinen zwölf Freunden begleitet. Nach Jerusalem folgen ihm noch viel mehr Menschen. Männer und Frauen, die gesehen haben, wie Jesus andere heilt und Wunder vollbringt und die in seiner Nähe sein wollen. Sie sind es, die ihn mit ihren Jubelrufen begleiten.

Für die Obrigkeiten bedeutet das Unruhe, wenn nicht sogar Gefahr. Wer ist dieser Jesus? Stachelt er die Bevölkerung am Ende gar an sich gegen sie aufzulehnen? Politische Unruhen lagen zur Zeit Jesu immer in der Luft. Das Leben der Menschen war eine Gradwanderung zwischen dem Gehorsam gegenüber der römischen Besatzung und den Verpflichtungen ihrer jüdischen Religion und deren Vertretern gegenüber. Es war nicht leicht.

Wenn Christinnen und Christen sich in diesen Tagen auf Ostern vorbereiten, dann gehört auch das Wissen über diese Stimmungslage zur Zeit Jesu dazu. Seine letzten Lebenstage sind nicht nur eine religiöse Geschichte voller Symbolik. Die Verurteilung Jesu und seine Hinrichtung am Kreuz sind im Gegenteil sehr real. Ausgelöst von Machthabern mit konkreten Interessen, die sie über alles andere stellen.

Bedrohte Macht und Intrigen, bittere Verzweiflung, grausame Todesqualen. All das gehört auf dem Weg Richtung Ostern dazu. Aber das ist 2000 Jahre her – Nein, unweigerlich denke ich daran, dass all das auch heute noch existiert. Es ist nicht nur die Geschichte von Jesus damals, es ist auch die Lebenswirklichkeit von Menschen heute. Es sieht oft so aus, als würden Gewalt und Elend niemals enden. Und doch gibt es einen Lichtstrahl der Hoffnung: Und auch den finde ich in der Ostergeschichte: Ich meine die unglaublich aufrüttelnde Nachricht von der Auferweckung Jesu aus dem Dunkel des Grabes. Das hat uns Jesus voraus: Den Sieg über den Tod, über das Leid. Eine Hoffnung, die unsere Welt so sehr nötig hat.

Über die Autorin Jacqueline Rath

Jacqueline Antonia Rath wurde am 28.08.1992 in Hamburg geboren. Sie studierte katholische Theologie an der Westfälischen Wilhelmsuniversität Münster. Anschließend absolvierte sie ihr Volontariat in der Medienabteilung des Erzbistums Hamburg. Seit April 2021 ist sie Redakteurin für Verkündigungssendungen im katholischen Rundfunkreferat des Erzbistums Hamburg.

Kontakt: rath@erzbistum-hamburg.de