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Mariä Verkündigung

Wort zum Tage, 25.03.2025

Claudia Zinggl, Triefenstein

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Mit dem Rückgang vieler kirchlicher Traditionen ist der 25. März zu einem eher unscheinbaren Tag geworden. Das war vor einigen Jahren ganz anders: Seit dem 6. Jahrhundert hat die Christenheit neun Monate vor Weihnachten  ein Hochfest gefeiert, das in der Bevölkerung tief verankert war: Mariä Verkündigung.

Vom Thema dieses Festes berichtet die Bibel: Der Engel Gabriel kommt im Auftrag Gottes zu Maria nach Nazaret und teilt ihr mit, dass Gott Großartiges mit ihr vor hat: Sie ist dazu auserwählt, Gottes Sohn zur Welt zu bringen. Maria ist irritiert und fragt nach, wie das vor sich gehen soll und willigt schließlich ein.

Aus dieser Begegnung ist eines der Grundgebete der Christen entstanden: Im Ave Maria wird der Gruß des Engels aufgenommen und wiederholt. Anschließend wenden sich die Betenden an Maria selbst. Sie vertrauen ihr an, was sie bewegt, und bitten um ihre Fürsprache. Für viele Menschen ist das "Gegrüßet seist du, Maria" unverzichtbar in ihrem Gebetsschatz und in ihrer Glaubenspraxis.

Von dieser biblischen Begebenheit haben sich außerdem unzählige Künstler inspirieren lassen. In der Malerei ist dieses Motiv eine der häufigsten Mariendarstellungen und wird in Museen bestaunt. Auch in der Musik, egal ob von Schubert oder von Bach – wenn das "Ave Maria" angestimmt wird, lauschen die Zuhörer ergriffen und manche summen sogar mit.

Es ist schade, dass das Fest Mariä Verkündigung nur noch wenig Beachtung findet. Denn der Gedenktag an Maria, die erwählte Frau aus dem Volk, könnte heute Anlass sein, aus einer veränderten Perspektive über das eigene Leben und seine Bestimmung nachzudenken.

Immer wieder geschieht es, dass Gott völlig überraschend in das Lebenshaus eines Menschen kommt und alles durcheinander bringt. Kann ich das, was Gott mir zumutet, annehmen? Kann ich verstehen, wozu Gott mich braucht – und gehe ich darauf ein? So wie Maria hat jede Frau und jeder Mann einen Platz in Gottes Plan – kann man sich den Absichten Gottes auch vertrauensvoll überlassen?

Von Zeit zu Zeit sind solche Überlegungen wichtig, denn sie können das Leben neu ausrichten und sie schaffen Gewissheit über die Vorstellungen, die ein Mensch vom Leben allgemein und im Besonderen vom Leben mit Gott hat. Eine alte Bauernregel zu diesem Fest bezieht sich zwar auf das Wetter. Wenn sie auf das Leben übertragen wird, kann sie sich auf ganz neue Weise bewahrheiten: "Mariä Verkündung hell und klar, ist ein Segen für das ganze Jahr."

Über die Autorin Claudia Zinggl

Claudia Zinggl Theologin (JMU Würzburg), Geragogin (PH Karlsruhe). Bis zum Eintritt in die nachberufliche Phase Pastoralreferentin im Bistum Würzburg mit Aufgaben in  der Pfarreiseelsorge, in der Bildungsarbeit und in der kirchlichen Seniorenarbeit. Verfasserin von Beiträgen "Auf-ein-Wort" und "Katholische Morgenfeier" (BR).