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Klaus von der Flüe

Wort zum Tage, 25.09.2023

Pfarrer Markus Bolowich, Nürnberg

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Was würden Sie von jemandem halten, der nach zwanzig Jahren Ehe seine Frau und die zehn Kinder verlässt, seinen Beruf und alle Sicherheiten aufgibt? Spinnt der?

Ob Freunde und Nachbarn des Nikolaus von der Flüe so dachten, wissen wir nicht. Vielleicht waren sie etwas beruhigt, dass dessen Familie den Entschluss, fortan ein Leben im Gebet und in der Abgeschiedenheit zu führen, akzeptierte. Dorothea, seine Ehefrau, übernimmt mit den ältesten Söhnen die Verantwortung für die Familie. Daher muss Dorothea als Ermöglicherin seiner Entscheidung mitgenannt werden, wenn die Kirche heute am 25. September das jährliche Gedenken des Schweizer Landesheiligen feiert, der im 15. Jahrhundert lebte.

50 Jahre ist er alt, als er aus seinem Heimatort Flueli in der Nähe des Sarner Sees wegzieht, um auf eine lange Pilgerschaft zu gehen. Doch weit kommt er nicht. Er kehrt zurück und lässt sich an einer Schlucht unweit seines Heimatdorfes nieder. Die Kapelle und seine Behausung im Ranft stehen da noch heute. Auch wenn Bruder Klaus, wie er bald genannt wird, fortan als Eremit lebte, war er nicht verschwunden. Nicht nur zu seiner Familie hielt er losen Kontakt. In seiner Abgeschiedenheit wurde er bald auch Begleiter, Ratgeber und Schlichter für Viele. Spätestens 1481 wurde Niklaus von der Flüe im Zusammenhang mit dem "Stanser Verkommnis" zu einer nationalen, historisch bedeutsamen Persönlichkeit, als mit seiner Kompromisslösung ein schwerer Konflikt in der Eidgenossenschaft beigelegt wurde. Doch vor allem blieb Bruder Klaus bis zu seinem Tod 1487 ein Gottsucher und Beter. Noch heute sind vielen Menschen seine Worte vertraut und selber zum Herzensgebet geworden, mit denen er einst betete:

Mein Herr und mein Gott,

nimm alles von mir, was mich hindert zu Dir.

Mein Herr und mein Gott,

gib alles mir, was mich fördert zu Dir.

Mein Herr und mein Gott,

nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen Dir.

Über den Autor Markus Bolowich

Markus Bolowich, Jg. 1967, geboren in Frankfurt/Main, in Franken aufgewachsen, Studium der Theologie in Bamberg und Münster. Lebt und arbeitet derzeit als Pfarrer in Nürnberg. Er ist Rundfunkbeauftragter des Erzbistums Bamberg. Ausbildung zum Exerzitienleiter (Ruach/DOK). Mitglied in der ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Homiletik e.V. (AGH)