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Letzter Tag des Jahres

Wort zum Tage, 25.11.2023

Martin Korden, Bonn

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Morgen ist der letzte Tag des Jahres. Zumindest in der Kirche. Der Christkönigssonntag ist der letzte Sonntag des Kirchenjahres, bevor mit dem ersten Advent kommende Woche das neue Kirchenjahr beginnt.

Doch auch ganz weltlich geht es allmählich auf das neue Jahr zu. Und der Jahreswechsel eignet sich ja so gut wie kein anderes Ereignis für einen echten Neuanfang, an keinem anderen Tag wird der berühmte Satz von Hermann Hesse so oft zitiert, vom Zauber, der allen Neuanfängen geheimnisvoll innewohnt. Wer also den verlockenden Zauber des Neuanfangs mitnehmen will, der sollte spätestens jetzt damit beginnen, zu überlegen, was anders werden soll. Damit meine ich nicht die üblichen Neujahrsvorsätze, die ohnehin nicht lange halten. Wer wirklich etwas anders angehen will, der sollte dies vor allem in Hinblick auf die Dinge tun, die doch schon lange irgendwie im Unterbewusstsein mitgehen.

Der katholische Jesuitenorden gilt als Experte in Sachen Entscheidungsfindung. Aus ihrem reichen Erfahrungsschatz haben die Jesuiten mit dem Blick auf ein innerliches, geistliches Leben Kriterien entwickelt. Unter anderem diese einfache Methode: Wenn ich beispielsweise überlege, ob ich ein konkretes Jobangebot annehme oder meine bisherige Arbeit behalten soll, dann nehme ich mir vor, den kommenden Tag mit der festen Entscheidung zu leben, den neuen Job anzunehmen. Vom Wachwerden bis zum Einschlafen gehe ich mit diesem Gedanken durch den Tag: "Du hast dich entschieden, das wird dein neuer Job, die andere Arbeit lässt du sein."

Am Tag danach aber werde ich von morgens bis abends leben mit dem Gedanken: "Ich habe mich entschieden, meine alte Arbeit zu behalten." Konsequent werde ich an alles, was mir an diesem Tag begegnet, herangehen mit dieser Entscheidung im Hinterkopf: So wird es sein.

Das Entscheidende: Abends werde ich jeweils einen Tagesrückblick halten und aufschreiben, wie es mir mit diesem Experiment ergangen ist. Was war verlockend? Was war angsteinflößend? Wo bin ich auf Widerstände gestoßen und wo habe ich eine Begeisterung gespürt? Und das Wichtigste: An welchem der beiden Tage habe ich einen inneren Frieden gespürt, der so stark war, dass Gegenargumente zwar ihren Platz hatten, aber das lockende Gefühl nicht wirklich wegdrücken konnten.

Auch wenn das jetzt möglicherweise sehr theoretisch und fast schon zu einfach klingt: Das konsequente Leben mit einer Entscheidung durch eine gewisse Zeit hindurch, gibt dem inneren Kompass erst die Möglichkeit, zu einem deutlichen Ausschlag. Versuchen Sie es doch einmal selbst, im Hinblick auf Ihren geplanten Neuanfang 2024.

Über den Autor Martin Korden

Martin Korden, geboren 1980 in Adenau, ist Beauftragter der Bischofskonferenz für Deutschlandradio. Eine erste Hörfunkausbildung erhielt er im Rahmen seines Wehrdienstes beim Truppenbetreuungssender "Radio Andernach". Anschließend studierte er in Trier und Brixen Katholische Theologie. Es folgte das journalistische Volontariat bei der Katholischen Fernseharbeit und eine langjährige Tätigkeit für DOMRADIO.DE in Köln.

Kontakt: m.korden@dbkradio.de