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Meister Eckhart

Wort zum Tage, 27.03.2025

Claudia Zinggl, Triefenstein

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Vorbereitung auf Ostern – für Christen ist das mehr als Hausputz, Frühlings-Deko oder das Ausprobieren von Rezepten für den Oster-Brunch. Viele Christen wollen sich in den Wochen der Fastenzeit intensiver als sonst mit dem Glauben beschäftigen. Manche beteiligen sich an eigenen Aktionen wie "Sieben-Wochen-ohne". Andere haben festgelegt, worauf sie verzichten wollen. Und wieder andere machen mit regelmäßigen Treffen oder online Exerzitien im Alltag, um ihr spirituelles Leben zu vertiefen.

In diesem Jahr habe ich mich keiner Gruppe angeschlossen. Impulse von außen sind wichtig, aber dieses Mal will ich die Auseinandersetzung mit dem Glauben auf "meine eigene Weise" gestalten. "Meine eigene Weise" – diese Formulierung im Zusammenhang der Glaubenspraxis stammt von Meister Eckhart, dem großen Philosophen und Theologen des Mittelalters. In einem Aufsatz habe ich davon gelesen und bin neugierig geworden. Daher habe ich noch andere seiner Aussagen als Überschrift für jede Woche vor Ostern ausgesucht.

Bekannt ist Meister Eckhart auch für seine anschauliche und teilweise deftige Ausdrucksweise: "Manche Menschen wollen Gott mit den Augen sehen, mit denen sie eine Kuh ansehen. Sie wollen Gott lieben, wie sie eine Kuh lieben. Die liebst du wegen der Milch und des Käses und deines eigenen Nutzens. So halten's alle jene Leute, die Gott um des äußeren Reichtums oder des inneren Trostes willen lieben. Die aber lieben Gott nicht recht, sondern sie lieben ihren Eigennutz." In der Woche, als diese Sätze dran waren, habe ich mich beobachtet, wie oft ich Gott für meine Zwecke vereinnahmen will. 

Ein Bild gefällt mir besonders gut. Es ist das sogenannte "Seelenfünklein", die Kraft, die mit Gott verbindet. Das Seelenfünklein will etwas Unbeschreibliches klar machen: In jedem Menschen sind kleine Anteile des Göttlichen. Ich habe mir vorgenommen, aufmerksam darauf zu achten, wenn es sich entzündet oder zu sprühen beginnt. Und dieser kleine göttliche Anteil in mir macht es möglich, dass ich mit mir so umgehen kann, wie Gott es tut – nachrichtig und freundlich. Mit dieser Einstellung kann ich auch andere Menschen sehen und ihnen ehrfürchtig begegnen. 

Über die Autorin Claudia Zinggl

Claudia Zinggl Theologin (JMU Würzburg), Geragogin (PH Karlsruhe). Bis zum Eintritt in die nachberufliche Phase Pastoralreferentin im Bistum Würzburg mit Aufgaben in  der Pfarreiseelsorge, in der Bildungsarbeit und in der kirchlichen Seniorenarbeit. Verfasserin von Beiträgen "Auf-ein-Wort" und "Katholische Morgenfeier" (BR).