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Nach Ostern

Wort zum Tage, 27.04.2024

Claudia Zinggl, Triefenstein

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Längst ist in den Wohnungen die Osterdeko abgeräumt. In der Natur sind die Frühlingsblüher bereits verblüht; das zunächst helle Grün der Blätter hat schon eine kräftigere Farbe angenommen; die gesamte Vegetation ist richtig in Schwung gekommen. Der 1. Mai ist im Blick und so werden Pläne für eine entsprechende Unternehmung geschmiedet. Kalendermäßig kann Ostern also für dieses Jahr abgehakt werden.

Für den christlichen Jahreskalender jedoch gilt das nicht: Ostern als das Fest des neuen Lebens – dafür braucht es mehr als zwei Feiertage. Deshalb feiern die Christen weiter – 50 Tage lang und jeder Tag soll von Osterfreude erfüllt sein. In den Gottesdiensten wird die Osterkerze entzündet, immer wieder ertönt das Halleluja und die Texte der einzelnen Sonntage erzählen in vielen Variationen von dem Wunder, dass Jesus lebt.

Mir ist in diesem Jahr eines besonders wichtig: Immer, wenn der Auferstandene seinen Freunden begegnet, begrüßt er sie mit den Worten "Der Friede sei mit euch". Sie sind noch geschockt über seinen Tod und völlig verängstigt. Da spricht Jesus ihnen den Schalom Gottes zu. So durchbricht er ihre Erschütterung. Friede ist seine Ostergabe – damals wie heute. Er erneuert damit die Beziehung untereinander, die durch seinen Tod gestört wurde. Auf's Neue entsteht die vertraute Gemeinschaft – jetzt mit dem Vorzeichen des neuen Lebens. Den Freunden Jesu hat das so viel Mut gemacht, dass sie öffentlich davon erzählt haben. 

Denn der Friede ist genauso eine Oster-Aufgabe, und es gibt mehr Möglichkeiten, sie zu erfüllen, als man sich vorstellen kann. Eine Lehrerin beispielsweise hat in ihrer Klasse die Aktion "Friedenspost" gestartet: Freitags schreiben die Kinder auf, was sie aneinander mögen. Danach werden die kleinen Briefe verteilt und alle freuen sich auf das, was sie gleich lesen. Bis in die neue Woche hält das schöne Gefühl an. 

Die Frauen und Männer eines Kirchenchors nehmen sich nach den Proben noch etwas Zeit, um einander von wohltuenden Begebenheiten zu erzählen, die sie selbst erlebt oder von denen sie erfahren haben. Zum Feiern von Ostern gehört es, sich gegenseitig Mut zu machen und Freude miteinander zu teilen. Und schließlich wird Jesus selbst einbezogen. An ihn richtet sich die Bitte, auch den Menschen heute seinen Frieden zuzusagen und neues Leben möglich zu machen. So kann – manchmal mitten im Tag – ein Fest der Auferstehung gefeiert werden. Mit Ostern kommt man an kein Ende, das neue Leben hat ja gerade erst begonnen.

Über die Autorin Claudia Zinggl

Claudia Zinggl Theologin (JMU Würzburg), Geragogin (PH Karlsruhe). Bis zum Eintritt in die nachberufliche Phase Pastoralreferentin im Bistum Würzburg mit Aufgaben in  der Pfarreiseelsorge, in der Bildungsarbeit und in der kirchlichen Seniorenarbeit. Verfasserin von Beiträgen "Auf-ein-Wort" und "Katholische Morgenfeier" (BR).