Vor ein paar Tagen erreichte mich eine Ansichtskarte aus Portugal. Freunde von mir hatten sie im August geschrieben. Länger als einen Monat war sie auf dem Weg. Dankbar und fast ein wenig stolz stelle ich sie zu den anderen Karten aus diesem Sommer. Sieben sind es damit. Nicht so viel, wie es früher einmal war, aber immerhin. Denn das Kartenscheiben von Urlaubsreisen ist doch ziemlich aus der Mode gekommen. Wenn überhaupt, dann sind es Fotos mit dem Smartphone und einem Smiley mit Sonnenbrille, die einem als Lebenzeichen zugedacht werden. Die sind natürlich auch viel schneller am Ziel als so eine Postkarte. Denn der Aufwand, irgendwo im Nirgendwo überhaupt Ansichtskarten zu finden, einige dann auszusuchen, sich dann noch hinzusetzen, um etwas persönliches zu schreiben, ist schon größer.
Im Laufe der Jahre ist es mit den Urlaubskarten wie mit den Geburtstags- oder Weihnachtsgrüßen geworden: Elektronische Post und die Messengerdienste dominieren längst. Es mag sich etwas verstaubt anhören, aber für mich geht dabei schleichend etwas von der Aufmerksamkeit füreinander verloren. Ich finde: Eine Karte mit der Hand zu schreiben und sie zu verschicken, bringt dem Empfänger oder der Empfängerin etwas Besonderes zum Ausdruck. Etwas von dem, was das Wort Sorgfalt bezeichnet.
Darum bekommen diese Karten nach ihrer langen Reise in meiner Wohnung einen Ehrenplatz. Das sind sie mir wert! So stehen sie noch für einige Wochen da, ich schaue sie immer wieder an und manchmal lese sie noch. Sie wecken in mir das schöne Gefühl, von den Menschen, die mir da geschrieben haben, nicht vergessen zu sein. Sie stärken die Verbundenheit und ermutigen mich, bei passender Gelegenheit zurückzuschreiben.
Ja, es sind auch diese dünnen Fäden des Aneinander-Denkens, die meinem Leben Halt geben: Ich erlebe mich nicht abgeschrieben, sondern ich bin angeschrieben, ich bin Empfangender, unverhofft, da andere an mich in der Ferne denken, in ihrer schönsten Zeit des Jahres, den Ferien!
Meine Freunde sind längst aus Portugal wieder im Alltag und Beruf zurück. Ihre Urlaubskarte aber, so scheint es mir, hat sich eigens für mich Zeit gelassen haben, damit jetzt am Eingangstor zum Herbst der Sommer nicht zu rasch vergessen ist.