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Hoffnung (Helmuth James von Moltke)

Wort zum Tage, 29.01.2025

Pfarrer Lutz Nehk, Berlin

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Glaube – Hoffnung – Liebe. Diesen Dreiklang nennt man die "theologischen" oder die "göttlichen" Tugenden. Der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth über sie. In dem "Hohen Lied der Liebe" nennt er die drei Haltungen, die die bleiben, um die es letztlich geht. "Was für immer bleibt, sind Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei. Aber die Liebe ist die größte unter ihnen" (1 Kor 13, 13). Viele junge Paare wählen den diesen Text als Lesung für ihre kirchliche Hochzeitsfeier.

Tugenden sind keine Gebote, sondern eher Hinweise auf wichtige innere Haltungen. Die sich dann aber im konkreten Reden und Handeln ausdrücken. Jeder dieser Tugenden ist ein Symbol zugeordnet: Kreuz, Anker und Herz. Das Kreuz steht für den Glauben, der Anker für die Hoffnung und das Herz natürlich für die Liebe.

Helmuth James von Moltke stellt diese Frage: "Womit kann im Chaos das Christentum ein Rettungsanker sein?" Er stellt sie 1944 in einem Abschiedsbrief aus dem Gefängnis in Berlin-Tegel an seine Frau Freya. Er stellt diese Frage als Mann des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus in Erwartung eines Todesurteils.

Die Zeit war eine ganz andere und die Umstände nicht vergleichbar mit heute. Dennoch lese ich diese Frage Moltkes jedes Mal, wenn ich in Berlin in die Gedenkkirche Maria Regina Martyrum am Heckerdamm in Charlottenburg-Nord komme. Sie ist eingraviert in ein großes Fenster im Foyer der Kirche. Hier wird an Helmuth James von Moltke erinnert, der vor 80 Jahren, am 23. Januar 1945, in Plötzensee ermordet wurde. Seine Frage "Wie kann im Chaos das Christentum ein Anker sein?", wird auch zu einer Frage meiner Zeit.

Aus der Stimmung vieler Menschen lese ich eine grundsätzliche Verunsicherung durch die politische, ökologische und wirtschaftliche Lage dieser Zeit. Vielleicht nicht Chaos, nicht das große "Tohuwabohu". Aber doch eine Vorahnung von Unheil. Aus dem Dreiklang der göttlichen Tugenden halte ich das Bild des Ankers der Hoffnung dagegen. Sind es also Hoffnung und Zuversicht, die jetzt gefragt sind?

Ich meine Ja. Nicht das Reden von Hoffnung, keine Vorlesung über die Zuversicht. Es sind die Frauen und Männer – ja, auch Kinder und Jugendliche – die das Gute tun, das Böse meiden, den Frieden suchen. Auf sie und die positiven Auswirkungen ihres Handelns dürfen wir hoffen. Und wenn Paulus sagt, die Liebe sei das Größte, dann kommt die Hoffnung auf jeden Fall an zweiter Stelle.

Über den Autor Pfarrer Lutz Nehk

Lutz Nehk (Jahrgang 1957) ist Pfarrer an der Katholischen Schule Liebfrauen in Berlin-Charlottenburg. Seit 2014 ist er zudem "Beauftragter des Erzbistums Berlin für Erinnerungskultur und Gedenkstättenarbeit" und ist Mitarbeiter an der Gedenkkirche Maria Regina Martyrum in Berlin-Plötzensee.

Kontakt: lutznehk@t-online.de