Sie sind seit zwei Jahrtausenden berühmt, tausendfach gemalt, als Statuen stehen sie in und auf Kirchen und ihre Namen sind weltweit populär. Die Jünger Jesu. Superstars der Kirchengeschichte, einer frömmer als der andere. Stimmt das so? Keineswegs. Die Bibel schildert sie auch als recht naiven Haufen von Männern, der manchmal nicht so recht den Durchblick hat und wo das menschenübliche passiert. Eine wunderschöne Geschichte, in denen bei einigen Jüngern die Übersicht komplett verlorengeht, schildert der Evangelist Markus.
Die Jünger waren unterwegs nach Jerusalem, da traten Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, zu Jesus, nahmen ihn beiseite und sagten: "Meister, wir möchten, dass du uns eine Bitte erfüllst. Dürfen wir später im Himmel die Ehrenplätze an deiner linken und rechten Seite bekommen?" Für Jesus scheint das eine ausgesprochen törichte Frage zu sein und er antwortet außergewöhnlich scharf: "Ihr wisst nicht, um was Ihr bittet, könnt Ihr den Kelch trinken, den ich trinke? Außerdem", fährt er fort, "ich kann da gar nichts machen. Es ist mein Vater, der die Plätze da oben vergibt."
Schnell bekommen die anderen Jünger Wind von der Geschichte der beiden enttäuschten Apostel um die besten Plätze. Sie sind nun ebenfalls sauer und gekränkt. Sie hatten vielleicht ebenso gehofft, dass ihr Einsatz für Gottes Himmelreich auch belohnt wird. Jesus muss nun deutlich machen, um was es bei seiner Nachfolge geht. Und das Programm stellt so ziemlich alles auf den Kopf, was die Jünger bisher kannten: "Wer unter euch groß sein will, der soll euer Diener sein. Wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern, dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele". Die Jünger hatten das bis dahin wohl falsch verstanden, sie waren, salopp gesagt, über weite Strecken sehend blind.
Kurz danach erzählt die Bibel die Geschichte des blinden Bettlers Bartimäus. Ganz anders als die Jünger, setzt dieser darauf, Jesus wird ihn heilen. Dabei macht er den karriereorientierten Jüngern vor, wie es geht, sein Vertrauen anspruchslos voll und ganz auf Jesus zu setzen. Ohne weitere Fragen folgt er nach seiner Heilung Jesus nach Jerusalem.
Jesus möchte wohl, dass wir lernen, mehr mit dem Herzen zu schauen, Niemanden aus dem Blick zu verlieren, sich nicht über die erheben, deren Glaube anders ist als mein eigener. Denn das Beispiel Jesu zeigt: Gerade dort, wo wir Ausschlusskriterien aufbauen, ist seine Zuwendung ganz besonders groß. Und wer so sehend durchs Leben geht, kann an vielen Stellen diese Welt besser machen als sie ist. Wir müssen es nur wollen.