Newsletter

Gelassenheit (Don Bosco)

Wort zum Tage, 31.01.2025

Pfarrer Lutz Nehk, Berlin

Beitrag anhören

Die "heitere Gelassenheit" – irgendwann habe ich diesem Begriff mal aufgeschnappt und er ist in meinem Gedächtnis hängen geblieben. In der römischen Mythologie ist die "Hilaritas" – so der lateinische Begriff – eine Göttin, die eben diese "heitere Gelassenheit" vermittelt.

In meiner Erfahrungswelt ist sie der Gegenbegriff zu Stress. Zu dem Druck, der auf mir lastet, Leistung zu bringen, alles zu schaffen, den Überblick zu haben, allen gerecht zu werden, das Leben im Griff zu haben und, und, und …

Gelassenheit bedeutet nicht, alles auf die leichte Schulter zu nehmen und die Probleme einfach wegzulächeln. Sie schafft die Sorgen nicht aus der Welt. Vielmehr nimmt sie sie ernst und übt den rechten Umgang mit ihnen ein. Die Gelassenheit sortiert: wichtig/ weniger wichtig/ unwichtig; sofort/ gleich/ später; gut für mich/ gut für andere/ gut für keinen. Die Gelassenheit ermutigt mich, mir Zeit zu nehmen, um auf mein Leben zu schauen.

Und "heiter"? Nun, es gibt wohl auch die Gelassenheit mit der finsteren Miene. Sie strahlt nichts aus und reißt nicht mit. Ein Mensch, der die Kunst der heiteren Gelassenheit beherrscht wird sich auch gut auf das Leben seiner Mitmenschen auswirken.

Heute erinnert der Kalender an den heiligen Johannes Bosco. Bekannter ist er als "Don Bosco". Er starb am 31. Januar 1888 in Turin in Italien. Als Priester erkannte er seine Aufgabe, den Kindern und Jugendlichen im beginnenden Industriezeitalter eine gute Erziehung zu geben und Bildungsmöglichkeiten für sie zu schaffen. Er gilt als der Ideengeber und Vorreiter für die heutige pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. In der Ordensgemeinschaft der "Salisianer Don Bosco" wird sein Wirken in unserer Zeit weitergeführt.

Von Don Bosco stammt der gute Rat: "Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen." Eine andere Lesart der "heiteren Gelassenheit". Hier mit einem Hinweis darauf, dass sie keinesfalls bedeutet, die Hände einfach in den Schoß zu legen und nichts zu tun. Gutes zu tun, das ist angesagt.

Wenn der Stress mich ganz gefangen hält und mich unsensibel für die Welt um mich herum macht, dann öffnet mir die Gelassenheit einen neuen Blick auf meine Mitmenschen, unsere Schöpfung und ihre Schönheiten. Menschen sind ok wie sie sind. Dinge sind nicht erst dann gut, wenn ich mitgewirkt habe. Eine andere Meinung kann ich einfach einmal stehen lassen.

Über den Autor Pfarrer Lutz Nehk

Lutz Nehk (Jahrgang 1957) ist Pfarrer an der Katholischen Schule Liebfrauen in Berlin-Charlottenburg. Seit 2014 ist er zudem "Beauftragter des Erzbistums Berlin für Erinnerungskultur und Gedenkstättenarbeit" und ist Mitarbeiter an der Gedenkkirche Maria Regina Martyrum in Berlin-Plötzensee.

Kontakt: lutznehk@t-online.de