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Einstein

Wort zum Tage, 31.08.2023

Guido Erbrich, Biederitz

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Im Anfang war das Wort, /und das Wort war bei Gott, / und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.

Dieser poetische Start des Johannesevangeliums ist wohl einer der schönsten Sätze der Bibel. Und auch ganz zu Beginn der Bibel ist von einem Wort Gottes die Rede. Da heißt es: "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war noch wüst und leer. Da sprach Gott: 'Es werde Licht !'"

Es ist, als ob Gott den Lichtschalter gedrückt hat. Damit ist die Bibel gar nicht so weit weg von den Naturwissenschaften, die vom Big Bang, dem Urknall reden. Also einem Erstimpuls, mit dem diese Welt beginnt. Ist unsere Welt, der ganze Kosmos eine geniale Komposition Gottes oder Zufall? "Gott würfelt nicht", hat Albert Einstein lakonisch auf die "Zufallsthese" geantwortet. Aber wenn Gott ins Spiel kommt geht es für uns Menschen immer um Glauben, nicht um Wissen. Das war auch Einstein klar, der sich durchaus kritisch mit Religion und Gottesbildern auseinandersetzte. Als er 1932 von der Deutschen Liga für Menschenrechte darum gebeten wurde, spricht er sein Glaubensbekenntnis auf eine Schallplatte. Darin äußert er sich zu dem Gefühl des Geheimnisvollen:

Es liege sowohl der Religion sowie allem tieferen Streben in Kunst und Wissenschaft zugrunde und sei das Schönste und Tiefste, was der Mensch erleben könne.

Und dann bekennt Einstein: "Zu empfinden, dass hinter dem Erlebbaren ein für unseren Geist Unerreichbares verborgen sei, dessen Schönheit und Erhabenheit uns nur mittelbar und in schwachem Widerschein erreicht, das ist Religiosität. In diesem Sinne bin ich religiös. Es ist mir genug, diese Geheimnisse staunend zu ahnen und zu versuchen, von der erhabenen Struktur des Seienden in Demut ein mattes Abbild geistig zu erfassen."

Einstein hat die Suche nach Harmonie im Weltgefüge beflügelt. Das der Natur innewohnende Prinzip, war das der Gott Albert Einsteins? Hier wird der Wissenschaftler zum Glaubenden. Religion und Glaube waren für ihn nicht naiv sondern können das Schönste und Tiefste für uns Menschen sein. 

Wer über das Gefühl des Geheimnisvollen zum GLAUBEN kommt, der muss nicht Formeln gedankenlos nachbeten. Aber vielleicht kann er – oder sie – ein Vertrauen entwickeln. Das Vertrauen, dass ich tief in mir Gott wahrnehmen kann, wenn ich nur richtig die Ohren spitze. Und das Gehörte Unerhörte darf mich verändern und lässt mich einschwingen in das große Geheimnis Gottes. Was immer noch zu glauben bleibt.

"Am Anfang war das Wort." Dieses Wort vom Anfang klingt immer wieder neu und schafft so die Welt.

Über den Autor Guido Erbrich

Guido Erbrich, geboren 1964, ist Vater von vier Töchtern. Er lernte den Beruf des Tontechnikers bei Radio DDR und arbeitete bis 1987 beim Sender Leipzig. Danach schloss er ein kirchliches Abitur in Magdeburg ab. Sein Studium der Theologie führte ihn nach Erfurt, Prag und New Orleans. Im Bistum Dresden-Meißen war Erbrich bis 2002 Referent in der Jugendseelsorge. Danach wechselte er als Studienleiter und Referent ins Bischof-Benno-Haus nach Schmochtitz. Bis 2010 leitete Erbrich die Katholische Erwachsenenbildung Sachsen. Von 2010 bis 2020 war er Leiter der Heimvolkshochschule Roncalli-Haus Magdeburg. Seit 2020 ist er der Senderbeauftragte der Katholischen Kirche für den MDR.

Kontakt: Guido.Erbrich@bddmei.de