Heute ist Silvester. So mancher von uns hat das sattsam bekannte Ritual vielleicht längst aufgegeben, andere halten daran fest. Die Jahreswende ist die Zeit der guten Vorsätze. Als ich selbst vor nunmehr 14 Jahren das Rauchen aufgegeben habe, habe ich mich sofort in einem Fitness Studio angemeldet, um durch den kalten Entzug nicht zu viel an Gewicht zuzulegen. Also neben dem Vorsatz, nicht zu rauchen, auch mehr Sport und Bewegung. Dabei ist es bis heute geblieben, mehr oder weniger, also: kleinere Rückfälle eingeschlossen. An anderen guten Vorsätzen dagegen bin ich in der Vergangenheit schon im Ansatz kläglich gescheitert.
Es gibt allerdings einen Vorsatz, der geht viel tiefer. Er betrifft mein ganzes Leben und nicht nur schlechte Angewohnheiten. Ich höre den Vorsatz auch am Ende dieses Jahres in dem ersten öffentlichen Wort, das Jesus zu seiner Zeit den Menschen zugerufen hat. Es lautet: "Kehrt um!" Das griechische Wort für umkehren, metanoeo, bedeutet wörtlich: seinen Sinn ändern, das bisherige Wahrnehmen, Denken und Meinen einer gründlichen Revision unterziehen. Man könnte auch sagen: die Perspektive ändern.
Es geht viel eher um eine innere Haltung, weniger um ein angestrengtes Tun. Eine innere Wandlung ist gemeint, als Resonanz auf etwas, das mich anspricht und herausfordert. Es geht um eine echte Metanoia, also Umkehr, die den Kern meines Lebens betrifft. Was Jesus von mir erwartet: Werde ein anderer Mensch!
Wie bitte? Bevor ich mich scheinbar überfordert umdrehe: Warum eigentlich nicht? Ein anderer Mensch werden…Eine Kehrtwendung ist möglich, ohne maßlose Überforderung. Jesus fordert es und traut es uns zu. "Du musst dein Leben ändern", meint eine Totaldrehung der eigenen Perspektive. "Sieh auf die Welt und die Menschen nicht nur mit deinen Augen, sondern lass dich anschauen." Ansehen kann ich mir nämlich nicht selbst geben. Ansehen wird mir geschenkt, hoffentlich durch Augen, die mich nicht abschätzig betrachten, sondern mit einer Liebe, die mich stark macht. Lass dich ansehen von den Augen Gottes, die es gut mit dir meinen. Der Kirchenvater Augustinus schreibt: "Unter deinen Augen, Herr, bin ich mir selbst zur Frage geworden."
Unter seinen Augen: Das wird mich verändern, im guten Sinne aus der Fassung bringen… Jesus spricht es aus und ermutigt zur Umkehr, in dem Sinne: "Lass dich ruhig mal aus der gewohnten Fassung bringen, um in eine bessere Verfassung zu kommen!"
Das wäre kein schlechter Vorsatz für das kommende Jahr…